Die Strompreise haben angezogen. Bei so ziemlich jedem. Auch bei mir natürlich. Trotzdem möchte im März keiner einen Abschlag von mir haben. Keiner. Wie kann das sein?
Von Anfang an: Der Strompreis meines Versorgers hat sich fast verdoppelt. Die Stadtwerke München langen ungeniert kräftig zu. Die Preise an der Strombörse fallen, mein Preis sinkt faktisch so gut wie nicht. Nach 59Cent/Kwh zahlen wir jetzt ab April „nur“ noch 49Cent/Kwh. 2022 lag der Preis pro Kwh noch bei 29Cent.
Gleichzeitig halten die Grundversorger Deutschlands schon im Herbst letzten Jahres fest: Sie gehen davon aus, dass viele Kunden ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können. Trotzdem erhöhen die Stadtwerke als Grundversorger den Preis so stark, dass es einfach nur Wucher ist. Es verwundert mich schon, dass die Kartellbehörden hier nicht einschreiten. Nicht mal der Verbraucherschutz hat etwas bei diesen dubiosen Vorgängen zu kritisieren. Der Kunde wird mit Ansage ausgequetscht.
Natürlich ist mir bekannt, dass der Strompreis mit dem Gaspreis zusammenhängt. Aber allein diese Verknüpfung macht wirtschaftlich keinen Sinn. Ich belasse es jetzt auch an dieser Stelle dabei, weil wir hier die Zusammensetzung und die Entstehung des Strompreises nicht darstellen wollen. Wichtig ist nur: Gas und Strom sind so verknüpft, das beides immer steigen muss. Der tatsächliche Preis kann den Kunden somit nicht erreichen.
Man sollte aber doch wenigstens meinen, man kauft den Strom beim örtlichen Grundversorger, zeigt sich mit anderen solidarisch, und man bekommt dafür auch Solidarität zurück. Aber nix da. Auch bei den Münchner Stadtwerken geht es allein um Geld – wie bei allen anderen Grundversorgern auch. Schlussendlich ist der Lieferant egal, weil das Produkt das gleiche bleibt.
Aber gut. Die Stadtwerke München haben für März keine 185€ Stromabschlag eingezogen. Kein Hinweis im Kundenkonto, keine Information. Nichts. Einfach nur kein Geld abgebucht. Und weil mir das komisch vorkam, habe ich die mal angeschrieben, und gefragt, wie das sein kann. Antwort:
Guten Tag Christian Tietgen,
vielen Dank für Ihre E-Mail vom 04.04.2023. Gerne haben wir Ihr Anliegen geprüft.
Wir arbeiten derzeit unter Hochdruck an der systemseitigen Umsetzung der Preisbremsen. Aufgrund der knappen Umsetzungsfrist, der individuellen Abrechnung in vielen Tarifkonstellationen, der Berücksichtigung zahlreicher Sonderfälle und der technisch aufwändigen IT-Implementierung im Abrechnungssystem kommt es, wie bei anderen Energieversorgern auch, bei der Umsetzung der Preisbremsen leider zu Verzögerungen. Bis zur endgültigen technischen Umsetzung werden wir keine Abbuchung der Abschläge vornehmen. Wir bitten um Verständnis und Geduld. Vielen Dank.
Haben Sie Fragen? Dann schicken Sie uns bitte eine E-Mail oder rufen Sie uns an. Wir beraten Sie gerne.
Freundliche GrüßeStadtwerke München
Um das mal auf Deutsch zu übersetzen: Das Unternehmen wusste seit Monaten von der Strompreisbremse, und hat es nach Monaten nicht fertiggebracht, dies in ihre Systeme zu integrieren. Und außerdem wissen die nicht, wie hoch mein Märzabschlag sein wird.
Man muss den Stadtwerken aber zugute halten, dass sie immerhin auf Kundenanfragen antworten. Da sitzt also irgendwo einer, der sich um Kundenanfragen bemüht – auch wenn die Antwort eher nicht zufriedenstellend ausfällt. Zugegeben: Für den Strompreis erwarte ich schnellen und guten Support.
Es gibt – leider – auch Unternehmen, die es nicht fertigbringen, den Kontakt zum Neukunden zu halten. Das Energieunternehmen Lichtblick zum Beispiel. Denn wegen der drastischen Strompreiserhöhung bei den Stadtwerken München habe ich mich nach einem neuen Lieferanten umgesehen. Das Unternehmen Lichtblick erzählt einem auf der Internetseite, es sei alles ganz einfach. So einfach scheint es dann doch nicht zu sein.
Der Vertragsabschluss war im Januar oder Anfang Februar. Ich weiß es nicht mehr genau. Jedenfalls tat sich dann wochenlang erstmal gar nichts. Dann schreibe ich eine Mail, dann meine Frau, dann wieder mal ich, … keine Antwort, keine Reaktion. Irgendwann hatte ich dann den Kanal voll … und was macht man, wenn man den Kanal voll hat? Man geht auf Twitter, sucht sich den Firmenaccount der unfähigen Firma heraus und rotzt mal was raus. Telekom, Vodafone, … ihr wisst was ich meine?
Heute mal Lichtblick. Und wie man es gewohnt ist: Die Reaktion auf Twitter kam wirklich zügig. Und plötzlich bekam ich Antworten auf meine Fragen zu meinem neuen Stromanbieter. Und sehet her: In meinem Kundenbereich bei Lichtblick steht jetzt auch drin, dass der Vertrag ab Mai laufen soll.
Wiederholt muss ich feststellen: Support via Mail geht nicht. Support auf Twitter – also in breiter Öffentlichkeit wo es jeder mitbekommt, dass das Unternehmen offensichtlich selbst zahlreiche ungelöste Probleme hat – geht immer und immer zeitnah.
Ein schlechter – oder wie bei mir jetzt – nicht vorhandener Support via Mail deutet immer darauf hin, dass das betreffende Unternehmen irgendwo sehr große Schwierigkeiten hat. In diesem Sinne glaube ich nicht, dass der Vertrag hier so lange dauern wird. Ein schlechter Start verspricht Ärger in den nächsten Monaten. Und seit zwei Monaten haben wir schon Ärger … Anfang des Jahres den neuen Vertrag abgeschlossen, und vier Monate später wird man erst Kunde … kein Support auf drei Mailanfragen. Das wird schlimm.
Fazit: Für den Moment will keiner Geld für den Strom den ich verbrauche. Nun, aus unterschiedlichen Gründen, aber erstmal will keiner was von mir. Klingt erstmal lustig und schön, aber warte mal ab … nachher wollen Stadtwerke und Lichtblick gleichzeitig bezahlt werden, weil es beide nicht auf die Reihe kriegen. Ich sehe das schon kommen. Und dann freut sich bald ein Dritter.
Übrigens: Auf meinem Twitter-Account ist bis heute keine Kundenanfrage erschienen, weil ich nicht erreichbar war. Grund: Wer mich per Telefon nicht erreicht, erreicht mich per Mail – und bekommt gewöhnlich innerhalb 2h eine Antwort.