Die Diskussion um das „Recht auf Reparatur“ ist – mal wieder – aufgeflammt. Sogar die Behauptung, die meist ehrenamtlichen „Repair Cafes“ würden künftig illegal arbeiten. Sie müssten jetzt geschlossen werden. Was genau ist da dran?
Garantieanspruch
Zunächst einmal muss man klar sagen, dass es dieses Recht auf Reparatur schon immer gab, sofern es sich um eine Garantieleistung handelte, bzw. handelt. Das ist also nicht neu und nach wie vor gültig. Ob es dann jedoch repariert oder das Produkt gleich ganz ausgetauscht wird, obliegt gewöhnlich dem Hersteller, bzw. dem Verkäufer.
Recht auf Reparatur durch die EU
Im vergangenen Jahr hat die EU bereits Vorgaben gemacht, wie sowas aussehen kann. Jetzt sind die nationalen Staaten dazu aufgerufen, diese Vorgaben in ein Gesetz zu gießen und auch anzuwenden. Nicht jedes Unternehmen ist darüber erfreut, dass es künftig nur noch Produkte geben soll, die man leicht reparieren kann.
Die EU will damit erreichen, dass wir weniger Abfall, und vor allem weniger Elektroschrott, produzieren. Denn unser Elektroschrott landet auf Mülldeponien in Afrika, weil der Sondermüll auf europäischen Mülldeponien nicht erwünscht ist.
Ersatzteile
Eines der größten Probleme besteht darin, Ersatzteile zu bekommen. Schon eine so einfache Sache wie ein neuer Accu für einen Laptop kann ganz schnell zu einem echten Problem werden. Gewöhnlich muss man heute ein komplettes Neugerät kaufen.
Öffentlich einsehbare Ersatzteilkataloge gibt es üblicherweise nicht. Und normalerweise sind die Hersteller nicht bereit, Ersatzteile zu verkaufen, weil der mögliche Gewinn viel zu klein ist. Muss beispielsweise ein Schlauch eines Kaffeevollautomaten getauscht werden, so ist das ein Centartikel, an dem man nichts verdienen kann. Am Verkauf eines Neugeräts hingegen kann man viel Geld verdienen – und produziert nebenbei viel Elektromüll.
Das Recht auf Reparatur kann teuer sein
Die Reparatur durch den Hersteller – außerhalb der Garantiezeit – kann schnell kostspielig werden. Ein Servicetechniker wird gebraucht, der hoffentlich auch das richtige Ersatzteil dabei hat. Ein solcher Einsatz kostet schnell einige hundert Euro, und ist somit völlig unwirtschaftlich. Am Ende kauft man doch besser ein neues Gerät. Einfach weil es billiger ist.
Das Ende der Repair-Cafes?
In den Weiten den Internets wird inzwischen darüber spekuliert, ob durch das Recht auf Reparatur durch die Hersteller die inzwischen etablierten Reparatur-Cafes illegal werden. Oftmals wird darauf verwiesen, dass ausschließlich der Hersteller die rechtlichen Voraussetzungen dafür hat, ein Gerät zu reparieren.
Ganz konkret geht es um die CE-Vorgaben, und die damit einhergehende Konformität des Elektrogeräts. Die CE-Konformität erlischt jedoch nicht, wenn ein Gerät repariert wird. Die CE-Konformität bleibt erhalten, sofern ein Verschleißteil oder ein beschädigtes Teil durch ein Originalersatzteil getauscht wird, oder durch ein identisches Teil oder eines welchem dem Originalteil zumindest ähnlich ist. Die CE-Konformität erlischt, wenn ich das Gerät grundlegend verändere.
Repair-Cafes können also nach wie vor arbeiten.
Die Basteltypen
Tatsächlich haben Repair-Cafes das Problem, dass hier Leute am Werk sind, die im wahrsten Sinne des Wortes basteln, und somit unbewusst Gefahr laufen, Geräte so zu reparieren, dass die CE-Konformität erlischt. Oder aber Geräte werden augenscheinlich repariert, und brennen Zuhause dann ab, weil es falsch repariert wurde.
Repair-Cafes haben üblicherweise kein Fachpersonal, keine Original-Ersatzteile und halten sich auch an keine technischen Standards. Es ist eben das, was man unter einer Bastelbude versteht. Aber dafür ist es billig. Und billig ist Trumpf.
Elektroniker statt Pfusch
Doch, natürlich macht reparieren Sinn. Aber dann bitte nur von Personen, die eine fachliche Ausbildung haben, und auch wissen, was sie tun. Ein Repair-Cafe ist hier einfach der falsche Ansatz – wie bereits beschrieben.
Sinnvoller ist es, jemanden zu beauftragen, der sich auskennt, jemand der eine fachliche Meinung abgeben kann, jemand der eben auch Geld kostet. Und genau hier setzen lokale Kleinstunternehmen an. Sie bieten günstige Preise, sie pflegen oft gute Kontakte zu den Herstellern und können eine elektrotechnische Ausbildung vorweisen.
Der ganz große Pluspunkt: Fachleute kennen ihre Grenzen und sagen meist beim Erstkontakt bereits, dass sie etwas tun können, oder ob sie der falsche Ansprechpartner sind. Und die CE-Konformität muss man ihnen auch nicht mehr erklären.
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