Das Chaos um Werbung in RU

RU steht für Russland. So wie DE für Deutschland steht. Und jetzt kommt noch das Internet dazu, und die Unternehmen, die Werbung für Aufklärung machen sollen, aber niemand darf davon profitieren. Genug verwirrt? Oder schon alles verstanden? Insider wissen worum es geht. Alle anderen lesen bitte weiter.

Durch den Krieg in der Ukraine haben sich zahlreiche Unternehmen aus Russland verabschiedet. Manche etwas lauter, andere etwas leiser. Manche haben wir gar nicht gehört. Wieder andere sind von Russland vor die Tür gesetzt worden. Google, Facebook, Microsoft… die gleichen Unternehmen hatten angekündigt, sich aus RU zurück zu ziehen.

RU möchte, dass die russischen Bürgerinnen und Bürger nur russische Propaganda bekommen. Die freie westliche Welt hingegen darf es sich aussuchen. Ausdrücklich erlaubt sind auch eigene Meinungen, FakeNews, Verschwörungstheorien und Telegram-Gruppen sowie Klatschmagazine.

Google hat jetzt ein ganz besonderes Problem. Denn Google verbietet Unternehmen Profit aus der Berichterstattung bzgl. Russland, Ukraine und dem Krieg zu ziehen – wenn diese falsch sind. Zu diesem Zweck schrieb Google an alle Teilnehmer von Google AdSense folgende Mail:

Hallo,

aufgrund des Kriegs in der Ukraine pausieren wir die Monetarisierung von Inhalten, die den Krieg ausnutzen, leugnen oder billigen.

Diese Regelung wird bereits bei einigen Behauptungen zum Krieg in der Ukraine durchgesetzt, wenn diese gegen unsere Richtlinien verstoßen – beispielsweise gegen die Richtlinie zu gefährlichen oder abwertenden Inhalten, laut der die Monetarisierung von Inhalten untersagt ist, in denen zu Gewalt angestiftet oder in denen tragische Ereignisse geleugnet werden. Mit dieser Aktualisierung werden unsere Richtlinien für Publisher in Bezug auf diesen Konflikt klarer formuliert und zum Teil erweitert.

Diese Pausierung der Monetarisierung gilt z. B. für direkte oder indirekte Behauptungen, dass die Opfer für ihre Tragödie selbst verantwortlich seien, oder für ähnliche Fälle von Opferbeschuldigung, etwa dass die Ukraine Genozid verübt oder absichtlich die eigene Bevölkerung angreift.

Viele Grüße
Ihr Google AdSense-Team

Wie Google bei den Inhalten unterscheidet? Eine gute Frage. Das ist nicht bekannt. Aber natürlich wird man sich auf einen intelligenten Algorithmus oder so berufen, den keiner kontrollieren kann – und den nie ein Mensch gesehen hat.

Die letzte Wahrheit sieht so aus: Wer sich zu Russland, der Ukraine oder dem Krieg äußert, der könnte aus dem AdSense-Programm fliegen. Auch grundlos. Selbst dieser Blog könnte jetzt aus AdSense rausfliegen.

Aber wechseln wir mal das Unternehmen. Facebook hatte angekündigt, die „Monetarisierung“ in RU bleiben zu lassen. Sprich: Das Anzeigengeschäft in Russland wurde zwischenzeitlich beendet. Das Unternehmen schaltet also keine Werbung in Russland.

Und jetzt kommt der inhaftierte Kreml-Kritiker Nawalny mit der Forderung um die Ecke, Google, Facebook und Co sollten doch Werbeanzeigen schalten, die das russische Volk über die Fakten des Krieges informieren sollen.

Ich fasse zusammen: Russland kappt de facto die Internetleitung in die westliche Welt, und die westlichen Unternehmen unterlassen das Russland-Geschäft. Und jetzt sollen wir zurückrudern, die Verbindung um jeden Preis wiederherstellen, und dann Werbeanzeigen schalten…

Alles klar soweit?