Strom sparen im Klartext

Ein regelmäßiger Besucher meines Blogs hat sich erdreistet, mich danach zu fragen, wie das ganz konkret mit dem Strom sparen funktioniert. Gerade auch mit Blick auf die Smart-Home Geschichte. Da ich meine Blogleser nicht enttäuschen möchte, werde ich genau das hier heute abhandeln und ausführlicher darstellen, damit es klarer wird, wie genau Energiesparen funktioniert, und wie sich das dann auf die Stromrechnung auswirkt.

Und damit sind wir eigentlich auch schon voll drin im Thema. Denn am Ende geht es darum, den gewonnen Komfort zu halten oder zu steigern, und trotzdem den Energiebedarf senken – immer in Bezug auf die Jahresrechnung des „verbrauchten“ Stroms.

Strom hat eine Eigenschaft, die es sonst nirgends gibt. Strom kann man nicht verbrauchen. Strom ist ein unerschöpflicher Rohstoff, sofern er durch ökologische Energiequellen gewonnen wird. Ich rede hier also von Windkraft, Solartechnik, Wasserkraft, Wellenkraftwerke (durch Wellenbewegung am oder im Meer), und alles was in diesen Bereich fällt. Strom ist das Resultat aus physikalischen Vorgängen, bei denen eine Ladungstrennung erfolgt.

Wir denken jetzt an eine Batterie. Eine Batterie ist nicht in dem Sinn leer, sondern die bei Pole Plus und Minus haben ein ausgeglichenes Potential. Strom versucht immer, den Potentialausgleich zu erreichen. Ist das Potential ausgeglichen, dann fließt kein Strom mehr. Wirklich leer ist die Batterie nicht. Würde man die Ladungstrennung erreichen, und somit ein Potentialunterschied entstehen lassen, würde die Batterie wieder funktionieren. Hier denken wir jetzt an aufladbare Batterien. Die Batterien werden nicht im technischen Sinne aufgeladen, sondern der Potentialausgleich wird rückgängig gemacht.

Technisch gesehen wird Strom also nicht verbraucht. Und genau aus diesem Grund ist es Unsinn, wenn wir AKWs bauen, oder die Kohlekraftwerke weiterhin betreiben. Diese Techniker arbeiten mit Rohstoffen, welche zur Neige gehen, oder durch Kinderarbeit in Afrika gewonnen werden. Im Prinzip hat jeder, der Atomstrom nutzt, an der Abschlachtung von Kindern teilgenommen, die ohne jegliche Ausrüstung in Afrika Uran abbauen, damit wir hier billigen Strom haben. Das ist die Wahrheit, auch wenn man das nicht hören möchte. Zum Thema Kohle sage ich jetzt nur mal das Stichwort „Hambacher Forst“.

Wir sehen also, das es bei der Energiefrage um Menschenleben und um Klima- sowie Umweltschutz geht – und das in Verbindung mit dem unendlich vorhandenen Rohstoff Strom (wenn er ökologisch erzeugt wurde). Es geht in Summe also um viel mehr als nur um die eigene Stromrechnung. Wenn man das mal verstanden hat, dann versteht man auch, warum wir Strom neu denken müssen.

Zurück zu unserer Stromrechnung. Der Stromzähler „zählt“ die Kilowattstunden (kWh) mit, welche wir „verbraucht“ haben. Kilowattstunden beschreibt die genutzt elektrische Arbeitsleistung pro Stunde. Beispiel: Verbraucht ein Gerät eine Stunde lang 1.000Watt, dann hat man eine Rechnung für eine kWh. Wir legen den Strompreis hier jetzt willkürlich mit 35Cent – also 0,35€ – pro kWh fest.

Bei einer Jahresabrechnung steht dann zum Beispiel 2.400 kWh drauf. 2.400kWh multipliziert mit 0,35€ ergibt eine Rechnung in Höhe von 840,-€. Wir lassen hier Themen wie Grundpreis, Sondertarif und so mal weg, damit sich das leichter rechnen lässt, und damit auch deutlich klarer wird, wie Energiemanagement Zuhause funktioniert, und sich auf die Rechnung auswirkt.

Natürlich steht auf der Rechnung kWH. Zum besseren Verständnis brauchen wir aber Wh, also Wattstunden. Das lässt sich später besser umrechnen und Vergleichen. 2.400kWh sind dann also nach Adam Riese 2.400.000Wh.

Jetzt haben wir viel über Strom gelernt, und auch verstanden, wie unsere Stromrechnung entsteht. Jetzt wollen wir sehen, wie wir diesen Strom senken können, ohne an Komfort zu verlieren, oder um selbigen zu steigern.

Okay, fangen wir an Strom zu sparen.

Ich lebe mit meiner Frau in einem 2-Personenhaushalt. Das bedeutet, das jeder von uns eine elektrische Zahnbürste hat. Beide Zahnbürsten verbrauchen (ich sage jetzt trotzdem verbrauchen, obwohl wir wissen, das Strom nicht verbraucht wird) 0,78Watt je Stunde = 0,78Wh. Mit diesem Strom werden die Akkus der Zahnbürsten geladen. Den ganzen Tag und die ganze Nacht – abgesehen von den paar Minuten, in denen die Zahnbürsten in Gebrauch sind. Wir rechnen also: 0,78Wah x 24h = 18,72Wh pro Tag. Wir haben aber 365 Tage pro Jahr. Also rechnen 18,72Wh x 365 Tage = 6.832,8 Wh. Anders geschrieben: 6,8kWh. Und das in Euro: 6,8kWh x 0,35€ = 2,39€ pro Jahr.

Bei uns ist es so, das diese Zahnbürsten zwischen 3:00 und 4:00Uhr Nachts geladen werden werden. Das reicht völlig. Durch eine Smart-Home Steckdose, welche die Steuerung automatisiert übernimmt, findet der Ladevorgang also nur eine Stunde pro Nacht statt. Wir rechnen also 0,78Wh x 365 Tage = 284 Wh. Oder 0,284kWh. 0,284kWh x 0,35€ = 0,0994€ – also etwa 10Cent pro Jahr statt 2,39€ pro Jahr.

Ja, gut. Aber was kostet so eine schlaue Smart-Home Steckdose? In meinem Fall ist eine Fritz!200 im Einsatz, und kostet rund 45,-€. Jetzt kann man argumentieren, das die Kosten höher sind, als die Ersparnis. Dem ist jedoch nicht so. Denn wir betreiben bereits seit mehreren Jahren Powermanagement. Das bedeutet, wir haben bereits hohe Einsparungen erreicht. Und jede Einsparung ermöglicht neue Investitionen. Ich erinnere an meinen Beitrag Wie spart man 800kWh Strom? – Christian Tietgen – der Blog (negteit.de) vom 18.07.2019.

Die Umstellung eines Haushalts von „ich hau den Strom raus, mir egal“ auf „Ich denke mit“ Haushalt, geht nicht von heute auf morgen. Hier geht es natürlich auch um Kosten, um Möglichkeiten, und so weiter. Da wir aber schon länger an dem Thema dran sind, hat das natürlich auch spürbare Auswirkungen. Und genau deshalb, ist eine Smart-Home-Steckdose für rund 50,-€ gerechtfertigt, auch wenn sie Jahre brauchen wird, bis sie sich rechnet.

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Gut, also die Akkuzahnbürsten sind charakteristisch für das, was in unseren Haushalten üblich ist, und was wir oft genug gar nicht wahrnehmen. Denn die allermeisten Geräte brauchen Strom, obwohl wir sie gar nicht nutzen. So wir wir die Akkuzahnbürsten nicht abschalten können (außer mit einer schaltbare Steckdose), so laufen auch andere Geräte munter fröhlich weiter.

  • Mikrowelle 0,80kWh x 24h x 365Tage = 7.008 Wh = 7 kWh x 0,35€ = 2,45€
  • Kaffeemaschine 0,67Wh x 24h x 365Tage = 5869 Wh = 5,869 kWh x 0,35€ = 2,03€
  • XBox One S: 0,44Wh x 24H x 365Tage = 3.854 Wh  = 3,854kWh x 0,35€ = 0,13€

Klar, alles nur ganz wenig, oder? Fällt gar nicht auf? Nun, wer es ganz genau wissen will, der muss sich also die Mühe machen, und alle Geräte überprüfen, und alle Geräte dahin bringen, das man sie ausschalten kann. Da gibt es bestimmt einen oder sogar zwei Radiowecker im Haushalt. Wer Kinder hat, hat noch mehr. Dann sind da vielleicht zwei TV-Geräte (so wie bei uns). Dann kommen Handys, Tablets, Laptops … alles Geräte, beiden die Ladegeräte oft in der Steckdose verweilen, ungenutzt sind, aber Strom verbrauchen. Dieser ganze technische Kleinkram kommt im Jahr jedoch auf eine Summe, die Maßnahmen zur Energieeinsparung rechtfertigt.

Zugegeben. Wir sind jetzt im vierten Jahr der Umstellung. Und gerade der Kleinkram ist es, der viel Aufmerksamkeit erfordert, und kostenseitig am wenigsten bringt. Trotzdem ist es sinnvoll.

In diesem Jahr geht es um die maximale Stromreduktion pro Jahr, da wir schon sehr viel gemacht haben. Es kommt also noch zum Thema Energiemanagement noch Zeitmanagement dazu – so wie bei den Zahnbürstenakkus.

Rettet man so die Welt? Als einzelner Haushalt bedeutet Energiemanagement vor allem Geld sparen. Nehmen wir an, Olching hat bei 30.000 Einwohnern 10.000 elektrische Zahnbürsten. Oder in München mit seinen 1,5 Millionen Einwohner gibt es 500.000 elektrische Zahnbürsten. Oder denken wir Groß: 80 Millionen Einwohner mit 20 Millionen elektrischen Zahnbürsten, die alle so gemanagt werden, wie bei mir Zuhause.

6,8kWh pro Jahr x 20.000.000 Haushalte a 2 Zahnbürsten = 136.000.000 kWh oder rund 47Mio. Euro Stromkosten, die wir einsparen können – ohne das wir an Komfort verlieren. Und ich rede hier jetzt nur von den elektrischen Zahnbürsten. Da sind TV-Geräte, die Kaffeemaschine, … noch gar nicht mit eingerechnet.

Ja, damit reduziert man den Strombedarf einer Gesellschaft, und macht das eine oder andere Kraftwerk schlicht überflüssig, und kann dicht gemacht werden. Ja, so kann man zusammen die Welt retten.

Bin ich hier jetzt der Held? Nein. Es gibt jemanden, der schon einen Schritt weiter ist als ich hier. Mein nächstälterer Bruder hat die letzte Phase des Strommanagements in seinem Privathaushalt bereits nahezu abgeschlossen. Auch bei ihm hat der Prozess länger gedauert, weil die Umstellung auch Investitionen erfordert. Außerdem braucht es technisches Verständnis im Verhältnis zur Investition, und den daraus resultierenden Folgen. Insgesamt ist es ein spannendes Thema, bei dem es sich ohne Zweifel lohnt, genauer hin zu sehen, um dann auch aktiv zu werden.

Alternativ kann ich anbieten, hier unterstützend zu wirken. https://negteit.de