Selbsterklärend

Von | 31.12.2020

Selbsterklärend ist das Teil. Bedienungsanleitung braucht man dazu nicht. Auspacken, einschalten und dann ist alles super. Easy to use.

Okay, also ich habe mir kürzlich eine neue Kaffeemaschine gekauft. Nämlich diese hier. Es wurde mir versichert, man braucht die Bedienungsanleitung nicht. Also habe ich sie nicht gelesen, und gleich weggeworfen. In der Folge habe ich mir zwei Tage später die Doku aus dem Netz gesaugt. Ich mein, das Ding läuft jetzt. Aber Kaffee kommt meistens nicht raus. Braunes Wasser, ja. Natürlich braucht man die Bedienungsanleitung nicht, weil Mellitta einfach kein Kaffee kochen kann. Genuß sieht in meinem Kaffeepott einfach anders aus. Bodensehkaffee ist nicht mal was für Omas und Opas.

Im Rahmen der MWST-Senkung haben wir weitere Anschaffungen im zweiten Halbjahr 2020 gemacht. Wir haben den alten Drucker fachgerecht entsorgt, und den HP Officejet Pro 8730 in der Premiumvariante gekauft. Tolles Gerät. Kann fast alles, außer Kaffee kochen. Und ja, der ist wirklich „easy to use“. Teuer, aber lässt keine Wünsche offen. Und eine Bedienungsanleitung braucht kein Mensch – außer der Drucker ist im Netzwerk nicht erreichbar. Dann wäre so ein pdf genau das Richtige.

Okay, das sind jetzt zwei Extrembeispiele, die einem besonders leicht von der Hand gehen sollten. Die wahre technische Herausforderung im Jahr 2020 war die CoronaWarnApp des RKI. Die App ist geeignet für Smartphones, die von Apple sind, oder alle, die mit dem Betriebssystem Android laufen. Also im Prinzip alle Handys. Weil Windows Phone gibt es ja nicht mehr. Trotzdem kamen Fragen wie:

  • Wo kann ich die runterladen?
  • Wie starte ich die App?
  • Wo sind die Einstellungen, um die App unbrauchbar zu machen?
  • Ist die App vom Datenschutz her sicher?
  • Ist die App wirklich kostenlos?
  • Was kann ich mit der App machen?
  • Wie schützt die App mich vor Corona?

Facebook, WhatsApp, Payback, …. alles super. Aber die CoronaWarnApp runterladen klappt nicht. Ich habe dieses Jahr dafür Rechnungen geschrieben. Da müsste drin stehen „Kunde ist zu blöd ne App aus dem Appstore runterzuladen und einmal am Tag auf dem Startscreen anzutippen.“ Natürlich steht in der Rechnung drinnen „Beratung in Fragen zum Thema Digitalisierung.“. Und was ein Startscreen ist, erkläre ich euch ein anderes Mal.

So, und jetzt mal ohne flachs: Für die CoronaWarnApp gibt es sogar eine Technische Hotline. Wer es also gar nicht hinbekommt, mit dieser hochkomplizierten, über 60.000.000 Euro teuren App, der kann eine technische Hotline anrufen, und sich helfen lassen. Das geht aber nur, wenn man im Menü die Unterseite findet, in welcher die Telefonnummer versteckt wurde. Lustig: Wer die Telefonnummer findet, hat die App schon fertig eingerichtet … naja, immerhin ist Anruf dann bei der Hotline kostenfrei. Bei 60 Millionen Steuergeldern kann ich das als dummer Steuerzahler auch erwarten.