Bonpflicht und die Verbreitung von FakeNews

Seit Wochen schon kursieren zahlreiche Fakenews durch die Medienlandschaft. Die meisten Journalisten beweisen mit ihren Inhalten jedoch, dass sie entweder überhaupt keine Ahnung haben, oder einfach Sachen erfinden.

Alternative Fakten wurden von Donald Trump eingeführt, und hier in Deutschland hat sich dieses Vorgehen in den Alltag längst eingeschlichen. Die meisten erfundenen Tatsachen haben nur den Zweck, dass Artikel geliked und geteilt werden. Es geht um Klickbaiting. Es wird Geld verdient.

Ich finde es immer toll, wenn sich jemand für den Umweltschutz einsetzt. Zuletzt hat sich Deutschland vom Umwelt- und Klimaschutz unter Federführung von Union und SPD deutlich dagegen ausgesprochen.

Zunächst sollte man aber wissen, dass die Umweltbelastung durch die neue Bonpflicht voraussichtlich eher nicht steigen wird. Im Gegenteil sogar. Für die Papierindustrie wird der Rohstoff Holz gebraucht. In soweit würde ich noch mitgehen, weil man theoretisch mehr Holz braucht. Aber das stimmt so schlicht nicht.

Die Bonpflicht hat bei den Unternehmen dazu geführt, die Gestaltung des Kassenbons zu überdenken. Denn Kassenbons kosten dem Unternehmen Geld. Und die Bonpflicht war jetzt dahingehend das Mittel zum „Wachrütteln“, dass man etwas ändern kann, weil man ja sowieso etwas ändern muss. Da passiert jetzt also in den nächsten Monaten ganz viel.

Der Bon wird übrigens auch nicht wirklich länger. Denn es kommt lediglich die Seriennummer der Kasse, oder die Seriennummer der TSE (Technische Sicherheitseinrichtung) mit drauf. Diese eine Nummer macht den Kassenzettel schlicht nicht länger. Die Behauptung ist einfach falsch.

Als nächstes muss ich korrigieren, dass mehr Bäume abgeholzt werden. Denn auch im Jahr 2019 wurde in 95% aller Geschäfte, Restaurants, … standardmäßig ein Bon ausgedruckt. Wir als Kunden sagen jedoch immer, dass wir den Bon nicht brauchen. Und dann wurde er von der Kassiererin / Kassierer direkt entsorgt, ohne das wir das mitbekommen. Die übrigen 5% haben keinen Kassenbon, weil das dann über Rechnungen, Lieferscheine, etc. läuft. Und Schlussendlich hat man damit auch einen Zettel in der Hand.

Jene Unternehmen, die den kundenseitigen Bon wirklich nicht ausdrucken, konnte man auch 2019 schon an einer Hand abzählen. Darum ist der Vorwurf, wir brauchen mehr Holz für mehr Papier, schlicht falsch.

Als nächstes muss man festhalten: Die Kassenbons kann man sich auch digital geben lassen. Auf diesen Zug werden im Verlauf des Jahres immer mehr Unternehmen aufspringen. Aber die machen das nicht aus Umweltschutzgründen, sondern weil es schlicht die Betriebskosten senkt.

Die Fiskalisierung 2020, also u.a. die Bonpflicht, sieht überhaupt erstmals aus gesetzlicher Sicht eine Digitalisierung des Kassenzettels vor. Für das stets hinterherhinkende Deutschland ist das eine ganz große Leistung. Ich habe noch nicht herausgefunden, wer da einen wachen Moment hatte. Ich würde aber darauf wetten, dass die FDP hier ihren Einfluss der Vernunft geltend gemacht hat. Digitalisierung first, Bedenken second. Ich wünsche mir, dass es so war.

Was auch interessant ist, ist die Behauptung, das Thermopapier sei umweltschädlich. Also im Prinzip stimmt das auch. Aber die Alternative, nämlich die Kassenzettel mit Tinte zu beschreiben, wäre aus Umweltschutzperspektive eine Katastrophe. Und die Kosten dafür wären zusätzlich extrem hoch.

Thermopapier hat übrigens nichts in der Altpapiertonne zu suchen. Es wird als Restmüll behandelt und verbrannt. Das „Kreislaufwirtschaftsgesetz“ gilt hier entsprechend.

Zusätzlich muss der Kassenzettel per Gesetz bestimmte Anforderungen erfüllen. Dazu gehört auch die zeitliche Dauer der Lesbarkeit. Und dies ist mit herkömmlichem Druckverfahren nicht realisierbar. Der Kassenzettel muss sehr viel aushalten können.

 

Szenenwechsel

Die Bonpflicht empfinde ich persönlich als belanglos. Es gibt eigentlich nichts, über das man sich aufregen müsste. Was mich aber wirklich ärgert, ist die pauschale Kriminalisierung von Unternehmen in Deutschland. Die Fiskalisierung 2020 geht nämlich damit einher, dass man glaubt, man würde durch die Einführung der TSE (Technische Sicherheitseinrichtung bei Kassen) rund 10Milliarden Euro Steuermehreinnahmen erhalten. Diese Annahme ist falsch. Weder sind die Unternehmen pauschal als kriminell einzustufen, noch werden da X Milliarden Euro Steuermehreinnahmen bei rauskommen.

Der Grund dafür ist ganz einfach. Die Kassensysteme besitzen bereits entsprechende technische Maßnahmen, über welche nachvollzogen werden kann, was in der Kasse sein muss. Diese Tatsache verschweigt die Presse einfach. Und das Finanzamt sagt das einfach nicht. Hauptsache die Unternehmen werden als Verbrecher verstanden. Das ist das Ergebnis der desolaten Presseberichterstattung.

 

Ein weiterer Szenenwechsel

Kürzlich gab es Presseberichte dazu, das Berliner Finanzamt hätte bei Kassenprüfungen zahlreiche Verstöße festgestellt. Über 400 sollen es gewesen sein. Die Berichterstattung hat daraus über 400 Fälle von Steuerhinterziehung gebastelt. Die Wahrheit ist eine ganz andere.

Was man wissen muss: In der Kasse muss ein Zettel liegen, auf dem das Wechselgeld festgehalten ist. Ist dieser Zettel nicht in der Kasse, sondern beispielsweise im Kassenbüro hinterlegt, dann ist das ein Verstoß gegen das Gesetz. Die meisten wissen aber gar nicht, dass es dazu eine Pflicht gibt.

In keinem dieser Fälle lag Steuerhinterziehung vor. Denn die Kasse hatte ja gestimmt. Es war nur dieser Zettel nicht drin. Der lag im Tresor, im Kassenbüro, … da wo es eben schon immer dokumentiert wurde.

Und 400 Fälle sind lediglich ein Ausdruck dafür, dass das Finanzamt nicht ausreichend über Gesetzesänderungen informiert. Wenn wir uns jetzt noch überlegen, dass es nur 400 Fälle in Berlin waren … eine Stadt mit über 3Mio. Einwohnern … da sind 400 Fälle gar nichts.

Das waren auch alles nur Kleinstunternehmen. Mit denen kann man nämlich umspringen wie man will. An die großen Ketten wagt sich das Finanzamt nämlich auch nicht heran.

Unternehmer sind keine Verbrecher. Unternehmer sind Staatsopfer!

Schauen wir uns mal an, wie die Unternehmenslandschaft in Deutschland aussieht. Es gab 2017 dazu eine interessante Erhebung. Denn demnach gibt es in Deutschland knapp 3,5 Millionen Unternehmen. Die Anzahl der Unternehmen mit 0 bis 49 Mitarbeitern beträgt rund 3,4 Millionen. Das kann man übrigens hier nachlesen.

Die Fiskalisierung kostet diesen Unternehmen zunächst mal viel Geld. Und da viele Kassensystem nicht nachgerüstet werden, reden wir von Kosten in Höhe von ab 6.000€ (für ein Kassensystem mit einer einzigen Kasse!!!). Und das ganze bitte bis Ende August erledigen … Die angeblichen Verbrecher müssen dieses Jahr unheimlich viel Geld in die Hand nehmen, wenn sie überhaupt weiter machen wollen.

Die kleinsten unter ihnen werden zum Jahresende hin das Geschäft aufgeben, weil sie die Umstellung gar nicht bezahlen können.

 

Warum weiß ich das?

Ich bin hauptberuflich Servicetechniker für den Bereich Retail = Einzelhandel. Ich setze den technischen Part vor Ort um.