Facebook – mein Feind?

Gestern war es mal wieder so weit: Facebook aktualisiert seine Regeln. Das ist kein ungewöhnlicher Vorgang für ein Unternehmen, welches sich in einem stetigen Wandel befindet. Neue Funktionen und neue Möglichkeiten erfordern auch eine Anpassung der Regeln.

Ein Unternehmen, welches sich nicht weiterentwickelt, bleibt stehen – und geht dann bald unter. Facebook kann sich dieser Tatsache auch nicht entziehen. Und deshalb ist es als etwas „Natürliches“ zu betrachten, dass sich auch dieses Unternehmen weiterentwickeln muss. Insofern sind die neuen Regeln und Funktionen dem Umstand geschuldet, dass man als Facebook interessant bleiben muss.

Trotzdem: Ich habe mein Profil gelöscht. Selbstverständlich bin ich dafür auch schon ausgelacht angelacht worden. Zeitweise komme ich mir in solchen Gesprächen vor, als hätte ich etwas ganz Schlimmes getan. Die Gespräche enden alle gleich. Alle sagen, dass sie nichts zu verbergen hätten, und Facebook deshalb auch alles haben und nutzen könne.

Ich denke, dass genau dies die Geschäftsgrundlage von Facebook ist. Denn die eigene Einstellung „man hat nichts zu verbergen“ ermöglicht es einem, seine persönlichsten Daten freizügig zur Verfügung zu stellen. Man hinterfragt es nicht. Wozu auch? Man hat ja nichts zu verbergen.

Zwischenfrage: Wenn ein fremder Mensch mich auf der Straße um Einsicht in mein Handy bittet, gewähre ich ihm seinen Wunsch? Nein. Ich jedenfalls nicht. Was geht es einem fremden Menschen an, welche Apps ich nutze? Nix. Aber warum soll das bei Facebook anders sein?

Facebook möchte aber noch mehr. Facebook möchte gerne wissen, wann, wie lange und auf welchen Websites ich mich im Netz bewege. Welche Daten Facebook dabei sonst noch so abgreift ist (meine ich) nicht bekannt. Aber ich muss jetzt schon nochmal nachhaken: Warum will Facebook das wissen? Facebook möchte diese Informationen, um mir passgenaue Werbung auszuliefern. Ich möchte das mal näher beleuchten.

Da sind also millionenfach Websites mit dem Facebook-Like-Button verseucht. Auf diese Weise kann Facebook uns überall hin verfolgen – man munkelt, das ginge sogar, wenn man nicht bei Facebook angemeldet ist. Aus wirtschaftlicher Sicht muss man vor dieser Leistung echt Respekt haben.

Aber aus der Sicht des Anwenders stellt sich doch die Frage: Möchte ich, dass Facebook mir ständig über die Schulter blickt? Ich bin der Meinung, dass es Facebook einen feuchten Dreck angeht, wo ich mich wann aufhalte.

Und habe ich einen Nutzen davon? Ist die „personalisierte Werbung“ so gut? Ganz klar: Nein. Warum? Nehmen wir also an, Facebook hat erkannt, das ich mich für ein Smartphone interessiere. Dann soll ich künftig verstärkt Werbung für dieses Smartphone erhalten. Aber bekomme ich auch den besten Preis bei Facebook?

So, und jetzt aufpassen!

Ich erhalte die „passende Werbung“ auf Facebook, und zukünftig auch gleichzeitig einen Kaufbutton. Ich kann also (bald) direkt über Facebook Produkte kaufen. Was passiert? Es gibt viele Smartphonehändler. Die Konkurrenz ist praktisch grenzenlos. Oft geht’s um Cent-Beträge, die den Käufer beeinflussen. Jetzt können mir aber nicht alle ihr Angebot via Facebook mitteilen. Ich sehe jene Anzeige, die vom Handyhändler am teuersten bei Facebook gekauft wurde. Die Marge des Händlers sinkt. Mit all seinen Folgen – auf die ich jetzt nicht eingehe.

Was habe ich gerade versucht zu erklären?

Wenn das alles so läuft, dann hat das Folgen. Und diese sind zum Beispiel:

  • Preisdruck: Durch die marktbeherrschende Stellung Facebooks kann Facebook verlangen, was es will. Die Werbetreibenden sind die wahren Knechte. Nur die größten Händler mit der kleinstmöglichen Marge werden mittel- und langfristig überleben.
  • Preisvergleich: Ein echter Vergleich wird nur noch bei Nutzern stattfinden, die Gehirn haben. Die Allermeisten werden direkt über Facebook kaufen, und stärken Facebook den Rücken. Gleichzeitig werden Werbetreibende weiter drangsaliert.
  • Ich als Kunde erhalte nicht mehr die Auswahl. Ich kann nur noch das kaufen, was Facebook mir anbietet.
  • Ich als Kunde erhalte schlechtere Konditionen. Der Endverbraucher wird den Preiskampf am Ende mitbezahlen. Facebook schöpft auf zwei Seiten ab.

Natürlich ist es aus der Sicht von Facebook das Geschäftsmodell, das praktisch weiter perfektioniert wurde. Facebook gewinnt, und alle anderen sind nur am bezahlen. Ich als Facebook-Nutzer bin am Ende nur ein Produkt, welches ein anderes Produkt kauft. Und dann beginnt der Kreislauf wieder von vorne.

Das ist übrigens auch etwas, das mich an Facebook inzwischen stört. Einst war es ein „Freundenetzwerk“. Heute ist es eine Gelddruckmaschine. Der Nutzer ist die Ware. Und genau so komme ich mir auf Facebook auch vor: als Ware. Die Zeitarbeitsbranche wird ja gern als legalisierter Menschenhandel bezeichnet …. Facebook ist längst zwei Schritte weiter. Von der „sozialen Note“ ist m.E. nichts mehr zu spüren.

Aber mal was anderes: Brauche ich das? Personalisierte Werbung durch Facebook? Ich will gar nicht bestreiten, das es genug Leute gibt, welche sich durch Werbung beeinflussen lassen. Ich aber gehöre zu den werberesistenten Menschen. Ich brauche das nicht. Ich gehöre eh zur Fraktion der Werbeblocker.

Aber genau das ist der Punkt. Da immer mehr Menschen Werbeblocker nutzen, sehen sie andere Werbung nicht mehr. Also müssen die Internetnutzer ausspioniert werden, um ihnen Werbung an einem zentralen Ort vorsetzen zu können. Und dieses Problem löst Facebook jetzt.

Der Nutzer wird in der breiten Fläche seiner Internetnutzung ausgekundschaftet und dann auf Facebook an den meistbietenden „verkauft“. Wer als Unternehmer auf Facebook nicht wirbt, der stirbt.

Hinweis: Das Geschäftsmodell von Facebook ist wirklich nahezu perfekt. Da muss man wirklich Respekt davor haben.

Die Erfassung der Standortdaten ist ein weiterer Punkt, den man eher als etwas betrachten kann, der das Angebot von Facebook abrundet. Soziale Interaktion findet nicht nur im Netz, sondern auch im realen Leben statt.

Ich sehe hier die Funktion durchaus als sinnvolle Ergänzung. Die Frage ist aber: Nutze ich das? Ich für mich habe mich ja schon durch die Löschung meines Profils dagegen ausgesprochen. Denn die Daten fließen u.a. wieder in die personalisierte Werbung ein. Bin ich also oft in einem Geschäft, bekomme ich entsprechende Werbung.

Das meine Freunde im Umkreis angezeigt werden, kann ja mal ganz nützlich sein. Aber mal ehrlich: Wenn ich jemanden in der Stadt treffen will, dann verabrede ich mich vorher. Das ist vielleicht altmodisch, aber mit 35 Jahren darf ich so sein.

Ich will langsam zum Ende kommen.

Mein Fazit ist, das Facebook alles macht, um mir Werbung zu präsentieren. Und dazu ist Facebook jedes nur erdenkliche Mittel recht. Kaschiert wird das durch vorgeschobene „soziale Funktionen“. Vom einstigen „Social-Network“ ist eigentlich nichts mehr übrig. Eigentlich müsste es umbenannt werden. Denn es ist was es ist: Ein Werbenetzwerk.