Neue Zeiten sind längst angebrochen

Der dumme Deutsche glaubt gerne das sich nie etwas ändert. Und wenn sich doch mal etwas ändert, dann stets zu seinem Vorteil. Das Entwicklungen negative Folgen nach sich ziehen, ist ihm fremd. Aber vielleicht kann man es dem dummen Deutschen nicht zum Vorwurf machen. Schließlich kennt er es nicht anders.

Die nächste große Veränderung steht quasi vor der Haustür – und keiner merkt es. Wer sich das vergangene Jahr genauer ansieht, der kann sich noch an die Vorwürfe erinnern, welche gegen die Zeitarbeit und gegen Amazon gerichtet waren. Erst später stellte sich heraus, das alles i.O. war. Aber von den Korrekturen hat keiner Notiz genommen.

Das wahre Opfer der „Affäre“ war nicht die Zeitarbeit. Die genießt eh einen schlechten Ruf und konnte sich darauf ausruhen. Letztlich hat sie auch genau das gemacht. Aber keiner erwartete von der Zeitarbeit etwas anderes.

Amazon selbst hat sogar profitiert. Nachdem die Aktie kurz aus moralischen Gründen einsackte, stieg sie hinterher wieder. Denn geringe Personalkosten finden Aktionäre gut. Der Wert des Unternehmens steigt. Und so stieg auch die Aktie gleich wieder an.

Die Teilnehmer des Partnerprogramms von Amazon hingegen hatten schwer zu kämpfen – mit Umsatzeinbußen. Einige beklagten Tagelang – einige über Wochen – einen Umsatz von 0,-€ (Null Euro). Hier wurde das erste Mal deutlich, das kostenlose Websites unmittelbar abhängig von Werbepartnern sind. Und sie stehen und fallen mit ihnen zusammen.

Als wir alle dachten, die Welt wäre wieder in Ordnung und alles nehme seinen täglichen Gang wie immer, da wussten wir noch nicht, was der Sommer mitbringt. Heute wissen wir es: Edward Snowden.

Dank diesem Mann haben wir eine wichtige Grundsatzdebatte – nicht nur in Deutschland. Das Thema ist klar: Datenschutz. Die Tragweite dieser Sache ist so gewaltig, das die Werbebranche heute schon um ihre Existenz zittert. Und mit ihr zittern die Websitebetreiber, deren Geschäftsmodell auf Werbung basiert (um dem Nutzer alles kostenlos anbieten zu können).

Die Debatte hält noch an. Aber eine sichere Folge wird sein, das die Politik erheblich mehr Datenschutz umsetzen muss. Und dies ist unabhängig davon, wer im September die Wahl gewinnt. Die Politik muss liefern. Und sie wird es auch.

Bereits heute kämpfen kostenlose Websites ums überleben. Denn die EU-Cookierichtlinie hat bereits vielen die Existenz gekostet. Die ersten Websitebetreiber haben aufgehört, weil sie keine Möglichkeit sahen, noch Geld zu verdienen.

Aber die EU-Cookierichtlinie, die für mehr Datenschutz sorgen sollte, ist nicht das einzige bestehende Problem. Da gibt es immer noch den umstrittenen Punkt der Werbeblocker. Hatten ihn bisher nur Firefox-User, so ist er im Internet Explorer künftig standardmäßig aktiviert. D.h. Websitebetreiber verdienen standardmäßig kein Geld mehr durch Werbung.

Das „offene Internet“ wird Stück für Stück zubetoniert. Die Auswirkungen sind aber heute schon zu sehen. Immer mehr Onlineausgaben von Zeitungen probieren gerade kostenpflichtige Angebote aus. Noch sind es zaghafte Versuche. Aber durch diese Versuche lernen die jeweiligen Admins. Und diese Admins sind im regen Austausch. Ende 2014 werden wir die Situation haben, das immer mehr Angebote kostenpflichtig sind.

Warum wird immer mehr „Neuland“ kostenpflichtig? Weil sich Werbung technisch nicht mehr so umsetzen lässt, das es funktioniert. Und deshalb rentiert sich Werbung nicht mehr. Und dann gibt es nur noch zwei Möglichkeiten: Kostenpflichtig oder die Website geht Offline – ersatzlos natürlich.