Zeitarbeit verteidigt schlechten Ruf

Ich finde es immer wieder lustig, wenn die wahren Ziele der Zeitarbeit mal öffentlich gesagt werden – und das von der Zeitarbeitsbranche selbst. So haben bei einer Podiumsdiskussion die Vertreter des BAP (fast) klar gesagt, was sie von der neuen Bundesregierung einfordern. Der BAP hat es sogar in einem Artikel dokumentiert, den man hier nachlesen kann.

Beispielsweise wünscht man sich die Abschaffung des Kündigungsschutzes nach dem Vorbild Dänemarks. Im Klartext: Der Arbeitnehmer wird nur so lange beschäftigt, wie er gebraucht wird. Und dann wird er von jetzt auf gleich entlassen. Der BAP will also das Agenturprinzip in Deutschland einführen. Das von einigen Zeitarbeitsfirmen gelebte „Heuern und Feuern“ soll in ein Gesetz gegossen werden. Idealerweise soll der Arbeitnehmer keinerlei Rechte mehr haben. D.h. Arbeiten auf Zuruf. Oder besser: Arbeiten auf Befehl.

Das die meisten Zeitarbeiter in Dänemark den gleichen Lohn wie ihre Festangestellten Kollegen bekommen, lässt er natürlich weg. Denn den Equal pay Grundsatz wollen weder die Zeitarbeitsunternehmen noch die Gewerkschaften.

Außerdem ist die Zeitarbeit in Dänemark noch weniger beliebt als in Deutschland … die Gründe sind offensichtlich. Weniger Urlaub, weniger Lohn, durchschnittliche Einsatzdauer von fünf Wochen, … und so weiter. Wer mehr über die Zeitarbeit in Dänemark wissen will, der informiere sich beim IAB.

Es bleibt aber nicht nur beim Wunsch nach der Abschaffung von Arbeitnehmerrechten. Bisher beteuert die Zeitarbeit, sie sei ein Arbeitgeber wie jeder andere auch. Es würden meist unbefristete Arbeitsverträge geschlossen und so weiter.

Wenn das, was die BAP-Leute da vorschlagen Realität wird, dann verdient die Zeitarbeit endgültig die Bezeichnung „prekäre Beschäftigung“. Und dadurch würde sich die Zeitarbeit ganz schnell selbst abschaffen. In Deutschland herrscht eine andere Mentalität als in Dänemark, Österreich oder irgendeinem anderen Land. Würde der BAP seine Forderungen durchsetzen, dann würde keiner mehr in die Zeitarbeit gehen. Es lohnt sich einfach nicht.

Aber es geht ja noch weiter. Da wird dann der Fachkräftemangel angesprochen und der Rückgang der Helfer. Wir haben also heute eine bessere Situation der Zeitarbeit in Deutschland, und trotzdem hat die Branche Probleme Leute zu bekommen. Und jetzt will der BAP die Situation signifikant zum Nachteil des Arbeitnehmers ändern. Als Branche die heute schon Personalprobleme hat, will also die Situation nochmals deutlich verschärfen.

Außerdem wurde noch das Thema „Fortbildung“ angesprochen. Und man weist darauf hin, das ja schon ein Trend zu erkennen sei, das Zeitarbeiter im Einsatzunternehmen oder von der Zeitarbeitsfirma Fortbildungen erhalten. Ein Blick in die Statistik zeigt, das rund die Hälfte der Zeitarbeiter weniger als 6 Monate beschäftigt sind. Eine Fortbildungsmaßnahme lohnt da gar nicht.

Ferner strebt der BAP das Agenturprinzip an. Hire an Fire wie man so schön sagt. Wenn ein Zeitarbeiter nur so lange beschäftigt wird, wie er gebraucht wird, muss ich schon mal fragen: Wo soll da noch Platz für eine Fortbildung sein?

Das Beste zum Schluss: Diese Podiumsdiskussion ist Teil der BAP-Kampagne „Einstieg. Aufstieg. Wachstum.“ Ich brauche aber nicht BWL studiert haben um zu erkennen, das der BAP weder den Einstieg in die Zeitarbeit fördert, noch Wachstum durch Einsatzwechseltätigkeit und langfristige Beschäftigungsverhältnisse anstrebt – und schon gar nicht den Aufstieg schaffen wird.