Netzneutralität: Nutzer an die Macht?

Die Diskussione zur Netzneutralität hält natürlich auch 2011 weiter an und erregt die Gemüter. Heute möchte ich das Thema von einer anderen Seite beleuchten …..

Angenommen der Nutzer, also der echte Mensch, der vor dem PC sitzt und sich im Web bewegt, müsse entscheiden, wie schnell welche Datenpakete er haben will.

Als erstes mal stellt sich die Frage, ob er eine Pauschale für alle Websites zahlt, oder lieber einen Tarifdschungel bekommt, in welchem er jede besuchte Website neu zuordnen muss, ob ihn die angeforderten Daten schnell oder langsam erreichen sollen.

Dabei ist festzustellen, das er, also der Nutzer, bereits eine Geschwindigkeitsabgabe zahlt. Denn je schneller sein DSL-Tarif ist, desto schneller erreichen ihn die Daten – bei einem freien Netz wie heute. Eine weitere Geschwindigkeitszulage als Pauschale scheidet deshalb eher aus.

Und so bleibt Nutzerseitig nur die Möglichkeit übrig, das jeder Nutzer jede Website individuell in einen Tarif einstufen muss, um bestimmen zu können, welche Datenpakete welcher Website wie schnell übertragen werden sollen. Nutzer zwischen 12Jahren und 25 Jahren dürften damit höchstwahrscheinlich kein Problem haben. Denn sie sind im Computerchaos aufgewachsen. Aber was ist mit denen, die Website und Homepage nicht unterscheiden können? Was ist mit denen, die froh sind, wenn sie eine E-Mail verschicken können? Tatsache ist nämlich, das die Mehrheit der Bürger das Web immer noch als etwas bösartiges verstehen. TV-Berichte, Zeitungsartikel und die Politik haben in den letzten Jahren stets die Angst des Bürgers vor dem Web geschürrt. Diese Angst, die in den letzten 15 Jahren aufgebaut wurde, lässt sich nicht einfach in einem oder zwei Jahren wieder abbauen.

Begründet durch den Angstfaktor haben viele Menschen die Finger vom Web gelassen, und kennen sich deshalb auch nicht aus. Und jetzt sollen die für jede Website einen eigenen Tarif wählen? Das können wir doch vergessen.

Und die, die sich besser auskennen, scheitern an einfachen Sachen wie die Einstellungen des eigenen Netzwerks in der Wohnung. Wer da nicht selbst einen Sohn oder Tochter im Teenageralter hat (die von der Angstmacherei der Öffentlichkeit und der Politik nichts mitbekommen), der sich ein wenig auskennt, der ist aufgeschmissen. Und wenn dann etwas kompliziertes kommt, wie eine E-Mailadresse in Outlook einrichten, wird es den meisten heiß und kalt.

Das Internet war in den letzten Jahren herrlich einfach zu bedienen – für die, die sich auskannten. Wenn ich als erfahrener Nutzer jeder Website sagen muss, was sie tun soll, dann werden kleine Unternehmen und StartUps absaufen und niemals den Durchbruch schaffen. Denn ich werde mir meine „Standardseiten“ einrichten, und dann war es das. Ich als Nutzer werde mir dann bei dem Tarifdschungel keine neuen Websites mehr ansehen.

Und selbst, wenn die Mehrheit der Nutzer ausreichend Kenntnisse hat, wie vorzugehen ist, so würden die allermeisten Nutzer immer den billigsten Tarif auswählen. Die Deutschen sind zum einen sehr geizig, weil sie seit dem Internetboom es gewöhnt sind, alles kostenlos in den Arsch geschoben zu bekommen, und zum anderen werden sie hier einen Punkt haben, bei dem sie Sparen können. Datenstau und Datenabrisse sind die Folge. Durch das fehlende Geld wird der Netzausbau nicht weiter vorangetrieben. Und das Netz wird im Datenstau mehrmals täglich zusammenbrechen.

Da dieses Horrorszenario wohl keiner herbeiführen will, sollte es den Websitebetreibern überlassen werden, wie ihre Datenpakete den Nutzer erreichen sollen. das ist einfacher und insgesamt transparenter für die Websitebetreiber und für die Nutzer.