Gedanken zur Netzneutralität

Von | 30.12.2010

In den letzten Wochen rückte das Thema „Netzneutralität“ immer mehr in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit. Inzwischen gibt es wohl kaum jemanden, der sich nicht wenigstens eine Meinung dazu gebildet hat.

Die einen fordern wehement die Netzneutralität bei zu behalten. Sie wollen, das alle Datenpakete, wie bisher auch, gleich behandelt werden. Hauptsächlich wird damit argumentiert, dass das Web nur so lange Impulsgeber sein könne, wie es das „offene Netz“ gibt. Vor allem junge StartUps könnten an solch einer Hürde scheitern, so die Behauptung.

Wieder andere behaupten, das die Netzneutralität ein Grundbaustein der Demokratie sei. Aber dieses Argument ist natürlich quatsch. Nicht nur weil die Politik bzgl. des Webs keine Ahung hat, sondern, weil es einfach falsch ist. Netzneutralität und Demokratie haben nichts miteinander zu tun.

Andere wiederrum befürchten ein „Mehrklassennetz“. Das langsame Web für Arme? Nein, auch dieses Argument ist quatsch. Denn die neuen Kosten werden kaum auf den Nutzer umgelegt, sondern die Kosten tragen die Websitebetreiber.

Ich für mich, vertrete die Meinung, das die Netzneutralität wie sie heute noch praktiziert wird, eine überholte Ideologie ist. Sie natürlich der Motor für das rasante Wachstum im Web. Das wird wohl auch kaum jemand bestreiten wollen. Aber wir müssen die Sache von mehreren Seiten beleuchten.

Die Kosten die das „Mehrklassennetz“ mit sich bringen, werden die Websitebetreiber zahlen. Und nur wenige Unternehmen, werden sich es leisten wollen, ihre User deshalb ausdrücklich zur Kasse zu bitten. Und selbst wenn die Kosten an den Kunden weitergegeben werden, so handelt es sich schlimmstenfalls um Centbeträge.

Ein Netz mit unterschiedlichen Paketgeschwindigkeiten verstößt auch gegen kein Gesetz. Und der Demokratie wird es auch nicht schaden. Wenn ich heute einen Brief bei der Post aufgebe, dann entscheide ich als Versender auch, ob es „normal“ oder per „Express“ verschickt werden soll. Websitebetreiber werden also die Möglichkeit bekommen, ihre Datenpakete als „normal“ oder Express“ verschicken zu können. Und ob ein Websitebetreiber das will oder nicht, liegt bei ihm selbst.

Ein Netz mit verschiedenen Tarifen für Websitebetreiber hat aber auch Vorteile. So können mit den Mehreinnahmen die Netze ausgebaut werden. Denken wir nur an den Ausbau mit Glasfaserkabeln. Immer mehr Dienstleistungen werden über das Web abgewickelt. Telefon, Onlinevideotheken, mobiles Surfen im Web, Onlinegames, SocialNetworks, und so weiter …… Jeder will es nutzen, aber kaum einer will den Ausbau bezahlen. Und so könnte mit den Mehreinnahmen eine deutliche Verbresserung der Infrastruktur herbeigeführt werden.

Ein „Mehrklassensystem“ im Datentransfer hätte noch einen positiven Beigeschmack. Denn Websitebetreiber, würden wieder darauf achten, das die Websites möglichst geringe Kapazitäten benötigen. Die Folgen sind unter anderem erheblich kürzere Ladezeiten.  Außerdem würde der ganze überflüssige Schnickschnack mit tausendfünfzig Scripten und Spionagetools aufhören. Denn gerade diese fressen Kapazitäten und erhöhen die Ladezeiten.

Ein Mehrklassennetz würde jedoch auch eine deutliche Umsatzerhöhung der IT-Unternehmen bedeuten. Zumindest im Bereich des Hosting. Dies generiert automatisch neue Steuereinnahmen für den Staat – die vielleicht dann sinnvoll verwendet werden.

Die Aufgabe der Netzneutralität hätte natürlich zur Folge, das viele Angebote künftig nur noch kostenpflichtig angeboten werden können. Ich denke da gerade im speziellen an die vielen Freemail-Dienstleister. Eine kostenlose Mail könnte dann schon mal eine Stunde von Postfach zu Postfach brauchen, wenn der Dienst kostenlos sein soll.

Die verwöhnte Kostenlos-Mentalität der Deutschen hat ein hartes Ende ……

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