Bei dem Titel wird jetzt bestimmt jeder lachen. Aber bleiben wir doch bitte realistisch. Volle Auftragsbücher sichern Jobs. Die Energiekrise ist mehr oder weniger vom Tisch. Was soll noch passieren? Mal sehen …
Wir haben in Deutschland ein Optimierungsproblem. Und genau dieses effiziente System ist sehr anfällig dafür, wenn etwas im Gebälk nicht stimmt. Die Lagerhaltung ist ein solches Teil im Optimierungskosmos. Lagerhaltung kostet Geld. Darum wird das Lager in Summe so klein wie möglich gehalten. Mann hat sich auf die funktionierenden Lieferketten verlassen. Während der ersten Corona-Zeit ist man dann erst aufgelaufen, und inzwischen ist man baden gegangen. Die nächste Eskalationsstufe ist dann der Schiffbruch.
Lieferketten sind nicht nur unterbrochen. Sie sind in Teilen auch gar nicht mehr vorhanden. Das führt dazu, dass Liefertermine 12 Monate Plus X betragen. Außerdem verdreifachen sich die Preise auf dem Weg zum Kunden.
Unternehmen, welche kein Lager aufgebaut haben, die haben jetzt richtige Probleme. Denn die Mitarbeiter sind nicht beschäftigt. Und das, obwohl der Auftragseingang nach wie vor sehr gut ist. Aber was ich nicht produzieren kann, kann ich nicht ausliefern. Folglich bleiben Aufträge offen und die Liefertermine gehen weiter nach hinten.
Dieses Spiel wiederholt sich jetzt von Firma zu Firma. Und plötzlich dauert die Auslieferung einer Maschine keine drei Monate, sondern drei Jahre und noch länger.
Trotzdem sind die meisten Unternehmen dabei geblieben, und haben das eigene Lager nicht „künstlich“ aufgebläht. Man bestellt auch heute noch nach Bedarf, und nicht nach Realität. Letzteres würde die Problematik der nicht funktionierenden Lieferketten berücksichtigen. Aber das haben die Leute in ihrem BWL-Studiem nicht gelernt. es stand nichts davon im Lehrplan. Auch nicht in Bayern.
Natürlich hat das Folgen. Die Mitarbeiter in der Produktion sind nicht ausgelastet. Die Auslastung liegt bei 20 bis 25 Prozent. Das schlägt sich dann bald auch in jenen Abteilungen nieder, die Material beschaffen. Einkauf, Controlling, … es schlägt früher oder später bei allen Abteilungen durch.
Und genau hier liegt die Ursache für die große, drohende Entlassungswelle. Wenn 70% der Mitarbeiter nicht beschäftigt werden können, dann muss man diese feuern. Denn die Personalkosten laufen weiter. Monat für Monat. Wer hier nicht reagiert, der schaut zu, wie ein Unternehmen in die Pleite geführt wird.
An dieser Stelle gehört es aber leider zur Wahrheit, dass die meisten Unternehmen nicht bereit sind, sich zu verändern. Man installiert vielleicht gerade noch einen „strategischen Einkauf“, der aber auch nichts reißen kann, weil seine Handlungsbefugnisse gleich Null sind. Im mittleren und gehobenen Management zeigt man sich dann erst überrascht, dann frustriert und dann in Kündigungslaune.
Und dann, ganz langsam, wird dem Management bewusst, dass man seit drei Jahren Pandemie hat, und man sich zu keinem Zeitpunkt auf die sich veränderte Situation einstellen wollte.
Dieses flächendeckende Missmanagement können wir daran erkennen, dass die Wirtschaftsverbände nach immer mehr Staatshilfen rufen. Es geht nicht mehr darum, ein Unternehmen zu führen und zu lenken. Es geht darum, die Hände in den Schoß zu legen, und sich die Verluste vom Staat bezahlen zu lassen. Das Management lehnt heute jegliche Verantwortung ab und handelt auch entsprechend.
Aber wir stehen noch vor einem anderen Problem. Denn die Mitarbeiter, welche wir übrig lassen, und nicht kündigen, die werden den Betrieb lahmlegen, weil sie sich auch diesen Winter zum wiederholten Mal mit Corona infizieren. Wenn wir uns die Infektionsstatistiken ansehen, dann können wir ablesen, dass jetzt, zum November hin, die Infektionszahlen steigen, und die Mitarbeiter wegen Krankheit ausfallen werden – unabhängig von der Abteilung.
Die einzigen Mitarbeiter, mit denen man durchgehend rechnen darf, sind jene im Home-Office. Sie können sich in der Firma nicht anstecken, lassen sich durch Lieferdienste mit dem täglichen Bedarf versorgen, und verbleiben in einer Art freiwilliger Quarantäne. Das sind die wahren Helden eines Unternehmens.
Wir haben in jedem Unternehmen rund 30% Ungeimpfte. Man muss also bei diesen Mitarbeitern damit rechnen, dass sie nach einer Corona-Infektion auch an LongCovid erkranken, und vielleicht viele Monate ausfallen. Darum wäre es eine sinnvolle Maßnahme, diesen Mitarbeitern neue Arbeitsplätze zuzuweisen. Arbeitsplätze, die jeder ohne Vorkenntnisse übernehmen kann.
Oder, und das wäre die beste Variante, man kündigt Ungeimpfte zuerst (oder führt wieder 3G am Arbeitsplatz ein). Sie stellen heute für jedes Unternehmen ein unfassbar großes Langzeitrisiko dar. Denn sie stecken sich schneller an, sie stecken andere schneller an und haben gewöhnlich keinerlei Verständnis für die pandemische Situation. Und ihnen ist es auch egal, was im Unternehmen passiert. Ungeimpfte sind die Risikomitarbeiter des Unternehmens.
Mitarbeiter, welche sich regelmäßig gegen Corona impfen lassen, sind hingegen jene Leistungsträger, die man sich als Unternehmen warm halten muss. Sie erkranken möglicherweise, aber sie sind nach ein oder zwei Wochen wieder am Start. Kein LongCovid, kein Krankenhausaufenthalt, kein langfristiger Besuch auf dem Friedhof. Gegen Corona Geimpfte sichern die Zukunft eines jeden Unternehmens und unserer Gesellschaft.
In den kommenden Monaten wird sich zeigen, wer mittel- und langfristig als Unternehmen überlebt. Als kleiner Spoiler: Es werden jene überleben, die vorbeugende Maßnahmen gegen Corona einführen und beibehalten. Und das ganze natürlich mit Blick auf die Materialwirtschaft, welche bedeutsam sein wird.