Um es gleich mal vorweg zu nehmen: Ja, ein Elektroauto lässt sich auch über die normale Haushaltssteckdose aufladen. Das ist überhaupt kein Problem. Niemand muss sich eine teure Wallbox irgendwo hin basteln.
Als ich vor rund 6 Jahren den Renault Twizy gekauft habe, war natürlich die Frage im Raum, wie man den aufladen kann. Der Renault Twizy brachte einen Schukostecker mit. Ladestationen gab es praktisch noch keine. Deshalb war es naheliegend, sich eine Stromleitung in die Garage zu legen, welche in einer normalen Steckdose mündet. dadurch konnte der Twizy einwandfrei aufgeladen werden.
Im Februar 2020 habe ich den Twizy gegen einen gebrauchten Kangoo Z.E. eingetauscht. Dieser wird aber üblicherweise mit dem Typ 2 Stecker aufgeladen – an einer Ladestation. Was die meisten gar nicht wissen: Für jedes eAuto gibt es auch eine technische Lösung, um es an einer haushaltüblichen Steckdose aufzuladen. Zu diesem Zweck gibt es ein eigenes Ladekabel, mit eigener Ladesteuerung / Ladeelektronik. Das Auto hat also den Eindruck, als würde es an einer Ladestation stehen, und auch mit dieser Kommunizieren.
Natürlich dauert das Aufladen an der Steckdose länger. Da das Auto in der Nacht üblicherweise nicht gefahren wird, kann es in der Nacht aufgeladen werden. Ob das jetzt 5h oder 10h dauert, spielt keine Rolle. Denn der Stromverbrauch ist nicht mehr oder weniger, als wenn man an einer Ladestation stehen würde. Eigentlich hat es sogar einen interessanten Vorteil, das Auto via Schokostecker zu laden: Die verbaute Technik im Auto wird weniger beansprucht, und erhält dafür eine längere Lebensdauer.
Die Schnelladestationen, von denen jeder glaubt, die wären ja ach so toll, fordern die Technik ganz schön heraus. Klar, die Autos die das können, sind darauf ausgelegt. Das macht sie aber gleichzeitig auch noch ziemlich teuer. Mit dem technischen Stand von heute, würde ich (noch) von Schnellladung absehen, wenn es nicht unbedingt erforderlich ist.
Man muss auch ganz klar sagen, das es auch heute noch sehr wichtig ist, das man seine eigene private Lösung zum Laden des eAutos besitzt. In vielen Orten wird die Ladeinfrastruktur nichts ausgebaut, oder es kommt nur sehr schleppend voran. Es gibt auch Orte, in denen diese Entwicklung durch die Kommunalpolitik verhindert wird. Olching zum Beispiel. In Olching gibt es laut Stadträtin Hartl einen Mindestabstand von 500 Metern zwischen den Ladenstationen. Eine solche Regel gibt es nicht. Eine solche Regeln hat sich, wenn überhaupt, Olching selbst gegeben. Fazit: Der Ausbau wird wissentlich behindert. Zusätzlich hat die Stadtwerke Olching das Stromnetz gekauft, und konnte so den Bau einer Ladestation eines Fremdanbieters ebenfalls verhindern. Es gibt eine Ladesäulenverordnung. Diese schreibt jedoch keinen Mindestabstand zwischen einzelnen Ladestationen vor. Siehe hier. Regionale / Lokale Regelungen sind vielleicht möglich? Aber das wäre = Absichtlich eMobilität verhindern. Hier gibt es nochmal den Gesetzestext.
Vor 6 Jahren war die eMobilität eigentlich sogar noch an der eigenen Steckdose angebunden. Das ist heute aber nicht mehr ganz so schlimm. Inzwischen gibt es auch immer mehr Unternehmen, welche für ihre Mitarbeiter Lademöglichkeiten schaffen. Das ist auch im Rahmen der lokalen Verhinderungspolitik wichtig. Das gibt nämlich vor allem jenen MitarbeiterInnen eine Lademöglichkeit, die sie im nahen Umfeld Zuhause nicht finden. In Olching hält die Firma Heiderbeck Ladepunkte bereit, die jedoch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind.
Wer keine erreichbare Ladestation hat, und auch Zuhause keine Steckdose frei hat, für den ist ein Elektroauto schlicht der falsche Weg. Wichtig ist also immer vor dem Kauf: Habe ich eine garantierte Lademöglichkeit? Solange das nicht geklärt ist, bleibt nur der Kauf von Diesel / Benziner.
Inzwischen gibt es von Renault-Trucks einen ersten vollelektrischen LKW (siehe hier). Vom kleinen Twizy, über den Kangoo Z.E. und dem Master Z.E. wird die Angebotspallette erweitert. In dem Segment der eMobilität bewegt sich also noch sehr viel, und in die richtige Richtung. Auch andere Hersteller (ausgenommen deutsche) sind sehr aktiv geworden. Es lohnt sich, wenn man sich beim Autokauf ganz genau umschaut.