Um es gleich vorweg zu nehmen: Ich hasse es, einzukaufen. Jedenfalls in der realen Welt. Virtuell, also on the line, kaufe ich gerne ein. Warum das so ist, möchte ich kurz beschreiben, weil ich gestern mit meiner Frau offline einkaufen war.
Alles fängt damit an, dass vor dem Eingang des Geschäfts ein Typ mit gefährlichem Aussehen dampft. Er raucht nicht die geraspelten Schuhsohlen, sondern er dampft diese Elektroliquidzeugscheiße. Es ist zum Kotzen! Kann dieser Arsch das nicht woanders machen?
Aber es hilft nix. Ich schleppe das Leergut zum Rücknahmeautomaten. Er ist natürlich total versifft. Hygiene in der Lebensmittelbranche ist praktisch nicht mehr zu finden. Ich bemühe mich darum, den Automaten nicht zu berühren. Ich lege eine Flasche nach der anderen rein. Die meisten erkennt der Automat nicht. Ich muss sie zwei oder drei mal in das Loch einführen. Das verschmierte Flaschenförderband ist so glitschig, das es unter der eingelegten Flasche davonsaust, die Flasche aber nicht mitnimmt.
Natürlich ist der Automat auch immer voll. Und man wartet vergebens auf fachkundiges Personal. Irgendwann kommt einer aus dem Nichts, erklärt das er sich nicht auskennt, und verschwindet wieder so schnell wie er gekommen ist. Inzwischen bildet sich eine Schlange von Kunden, die ihr Leergut aus dem Jahr 2018 endlich loswerden wollen. Lange tut sich nichts. Irgendwann kommt einer, dessen Sprache ich nicht verstehe. Er glaubt ich bin blöd, und versucht mir zu erklären, wie die Flaschen eingelegt werden. Doch auch er scheitert am vollen Automaten. Er flucht. Er räumt hinten auf, ich kann endlich weiter machen.
Ich habe kriege einen dicken Hals. Viele Produkte sind Mittags schon von Hamsterkunden leergeräumt. Ich prüfe am Handy meinen Standort und das Datum. Nein, ich bin nicht in der DDR. Und das Jahr ist auch nicht 1985. Aber ich übersehe das einfach. Ich mache mich auf die Suche nach meiner Frau. Wir wollten nur kurz ein paar Teile holen.
An der Kasse finde ich sie schließlich. Die Angestellten, ein paar junge Kerle, reden ganz merkwürdig. Der eine ist der Arsch, der andere ist wohl das Opfer. Beide unterhalten sich über die vielen Kunden. Sie kommen zu dem Schluss dass man „machst Du Kasse auf“ tun müsse.
Eine Vogelscheuche rennt zwischen den Kassen und ruft „mach isch Kassa funf auf jetza“. Ich halte diese Vogelscheuche für hochbegabt. Die Kunden legen die Waren auf der Kasse 2 auf, und wundern sich das keiner kommt. Das war für mich der Moment, in dem ich dann auch nicht mehr weiter wusste. Die geballte Intelligenz in einem Laden. Unglaublich!
Schließlich kommen wir dran. An Kasse 4. Da sitzt eine zierliche Anorexe. Bei jedem Teil, welches sie über den Scanner zieht, erwarte ich einen Armbruch. Das Gewicht des Goudas entspricht etwa ihrem eigenen Körpergewicht. Ich hoffe sie überlebt es, wenn sie das Sixpack Bier anlangt. Aber sie ist schlau, hebt das Bier nicht an, sondern haut es gegen die Checkoutwaage – tut der ja nix -, und der Scanner piept.
Irgendwann sind wir fertig. Meine Frau packt ein. ich möchte zahlen. Die magersüchtige Kassierin hat größte Mühe, mir ihre Hand entgegenzustrecken, um das Bargeld von mir entgegen zu nehmen. Ich reiche ihr drei 5,-Euro Scheine. Sie kann sie nicht halten, und so gleiten sie ihr aus der Hand. Nur mit viel Mühe kann sie mich abkassieren.
Nächstes Mal – lieber wieder online. Ich hab gehört, Amazon Prime hat da sowas im Angebot….