Besuch im Schützenverein

Ich war heute im „Schützenverein Gemütlichkeit Olching“ zu Besuch. Naja, nicht nur zu Besuch. Und alleine auch nicht. Ich hatte meine Frau dabei. Und „nur besucht“ stimmt auch nicht, weil wir auch geschossen haben.

Aber der Reihe nach. Alles hat damit angefangen, dass der FDP Ortsverband Olching eine Einladung erhalten hat. Eine Einladung zur Teilnahme an der 1. Olchinger Stadtmeisterschaft im Schießen. Andere haben diese Einladung auch erhalten. Das hat also nichts im spezifischen mit der FDP zu tun. Es soll nur erklären, wie ich dazu kam.

Es wurde dann im FDP Ortsverband herumgefragt, wer da hingehen möchte. Und am Ende waren es nur ich und meine Frau. Und weil sich sonst keiner gefunden hat, waren wir auch die „Unvollständige Mannschaft FDP Olching“. Dadurch ist es extrem unwahrscheinlich, dass unsere Mannschaft diese Meisterschaft für sich entscheiden wird.

Gut, wie im Bundestagswahlkampf auch, ziehen wir für das Gute ins Gefecht. Es hieß also: Wir gegen die Zielscheibe. Der Vorteil lag dabei auf des Schützen Seite. Denn die Zielscheibe durfte nicht zurückschießen. Mit anderen Worten: Das Gute gewinnt. Und wenn das Gute gewinnt, dann ist das ein Sieg der Partei. In Summe … bleibt es aber so, dass die Partei die Meisterschaft nicht gewinnen kann.

Genug davon. Gehen wir mal ins Detail.

Wir kamen an und wurden herzlich begrüßt. Und die erste Frage war „wo sind die anderen?“. Ne, haben wir geantwortet. Da kommt keiner mehr. Wir sind die Mannschaft. Nach der Anmeldung haben wir die erstmal mit Fragen gelöchert. Und natürlich kam auch das Thema Amoklauf auf dem Tisch.

Ich darf kurz vorausschicken, dass ich seit 1998 selbst Ego-Shooter spiele. Zeitweise auch exzessiv. Und da dieser Personenkreis in der Vergangenheit für jeden Amoklauf in irgendeiner Art und Weise mitverantwortlich gemacht wurde, konnte ich die Ausführungen des Schützenvereins nur zu gut verstehen.

Es ist wie immer: Wenn man drüber redet, man aber nie Counter-Strike oder Battlefield gespielt hat, weiß man gar nicht wovon man spricht. Und bei den Schützenvereinen ist es ebenso. Man sucht ein Opferlamm das sich möglichst nicht wehrt, schlachtet es in der Presse, verschärft die Gesetze … und dann suggeriert die Politik, sie hätte alles getan um die Menschheit vor Computerspielen und Schützenvereinen zu beschützen.

Blödsinn. Trotzdem springt das Volk darauf an.

Die Wahrheit ist auch, dass der Schützenverein mehr Auflagen zur Betreuung von Kindern und Jugendlichen hat, als es in den öffentlichen Schulen der Fall ist. Fehlende Lehrer, schlecht ausgerüstete Schulen, marode Schulgebäude, Schimmel an den Wänden, keine Sozialarbeiter, nicht benutzbare Toiletten, … ein Schützenverein darf sich nicht eine einzige Panne erlauben. Da wäre sofort die Hölle los.

Was wir erlebt haben, ist ein heller Raum, sehr sauber, technisch auf dem neuesten Stand, kleiner Gastronomiebereich, und auffallend viel Personal. Wir, also meine Frau und ich, hatten gemeinsam einen Betreuer des Schützenvereins. Versuch das mal in einer öffentlichen Schule … keine Chance.

Was aber wirklich gut war: Wir wurden von unserem Betreuer gründlich eingewiesen. Wie funktioniert schießen, wie richte ich meinen Platz ein, wie benutzt man das Gewehr, wie funktioniert die Waffe, wie muss ich mich hinstellen, wie halte ich das Gewehr, was passiert im Moment des Abdrückens, … und nein, die Munition soll man nicht essen. So lecker sieht die auch nicht aus, zumal es sich nicht mal um richtige Kugeln oder Patronen handelt, die man aus Filmen kennt. Sieht eher wie ein kleiner Mensch-Ärger-Dich-Nicht-Kegel aus Blei aus, mit einem platten Kopf. Ungefähr halb so groß wie der Nagel meines kleinen Fingers.

Erst als das alles verstanden war, wurde es spannend. Selbst laden, zielen, treffen, Punkte sichern. Wenn man keine Ahnung hat, nimmt man das auf die leichte Schulter. Wenn man es selber macht … braucht man viel Konzentration, innere Ruhe, ein sicheres Auge, die richtige Gewehreinstellung (am PC wäre das so: rechtsklick, Eigenschaften, oben ´nen Haken setzen) und den passenden Augenblick. Und dann braucht man noch ein wenig Glück. Und dann trifft man vielleicht auch. Vielleicht aber auch nicht.

Es ist das krasse Gegenteil vom Kriegsspiel auf der XBOX. Auf der Konsole schieße ich aus dem fahrenden Panzer heraus einen Hubschrauber ab. Und während des Laufens lege ich das Gewehr M4 mit Zielfernrohr an, schieße, treffe – Punktsieg und Killsieg. Auf dem Schießstand des Schützenvereins ist das schlicht unrealistisch. Das sind zwei Welten, die man nicht vergleichen kann – weil da nix gleich ist. Nix.

Mit dem Luftgewehr wird ein kleiner Nubsi abgefeuert, der die Zielscheibe mutig mittig erreichen soll. Das gilt aber nur für die großen Jungs. Die kleinen schießen mit einem Lasergewehr … mit Licht. Ist nicht mal ein richtiger Laser. Und ich weiß das. Ich habe Laser gebaut.

Übrigens: Es ist so, daß zur Stadtmeisterschaft ausnahmsweise mit Auflegen geschossen wird, das heißt, der Lauf des Gewehrs wird auf einer Halterung abgelegt, damit man ruhiger und genauer zielen kann. Schießt man regelmäßig im Verein, dann bildet das die Ausnahme. Für Kinder und Jugendliche bis zu einem gewissen Alter, und ab 52 Jahren. Sprich, alles was sich vom Alter her in der Mitte befindet schießt ohne Auflegen, also freihändig. Da fühlt sich das Gewehr nach einigen Schüssen gleich viel schwerer an. Was das Zielen natürlich nicht einfacher macht.

Mal sehen. Vielleicht wird aus dem heutigen Besuch im „Schützenverein Gemütlichkeit Olching“ ein regelmäßiges Event. (Und der Mitgliedsbeitrag hält sich auch sehr in Grenzen, dafür wird – bis auf die Munition – alles gestellt.)

Als Freier Demokrat kann man ja auch mal ein Gewehr in die Hand nehmen. 😉

Freiheit ist, wenn ich meine Freizeit gestalten kann und darf, wie ich das will. Und ich will das machen, was ich möchte. Ein Schütze ist im Schützenverein oder als Sportschütze keine Bedrohung. Ich würde sogar sagen, Schützen sind sozial gut integriert, verbringen ihre Freizeit mit Freunden und üben für einen besseren Punktsieg. Und genau das muss unsere Gesellschaft verstehen.