Gestern sind wir essen gegangen

Von | 26.12.2015

Der Titel lässt unspektakuläres vermuten, nicht wahr? Erster Weihnachtsfeiertag, Familie, bla und blub und ja, wir sind dann zum Essen gefahren und haben nicht in romantischer Familienidylle selbst gekocht. Wir waren auch nicht in so einer 0815-Bude die für ein Schnitzel auf Pommessoufflé 7,80€ verlangt, und den Zusatzstoff Antibiotika dem Kunden vorsätzlich verschweigt.

Ich schlüpfte also in meine guten Klamotten, die mich inzwischen jeden Tag überall hin begleiten. Der bisherige T-Shirt, Jeans und Turnschuhe-Look hat schon vor ein paar Monaten ausgedient. Der Studentenlook ist einfach nicht mehr altersgemäß, fürchte ich. Aber das nur nebenbei.

Jedenfalls sind wir dahin gefahren … in das Restaurant. Dort heißt es nicht „Schankraum“ sondern „Gastraum“. Man zieht sich dort nicht die Jacke *pardon* ich meinte Mantel aus. Also nochmal: Man zieht sich dort nicht den Mantel aus, sondern man … Achtung … man legt ab. Und der Pinguin hat mich gefragt, ob er meine Sachen aufhängen darf. Das entfachte in meinem Kopf einen Gedankensturm, der trotz Medikamente nicht aufzuhalten zu sein schien.

Ich soll ablegen? Bin ich in einem Hafen und will mit dem Schiff fahren? Und gleich danach wird einer am Großmast aufgeknüpft? Das waren natürlich nur so Gedanken, die ich nicht laut aussprach, mir aber ein Lächeln ins Gesicht zauberten. Der Chefkellner akzeptierte das als „ja“ und trug meinen Mantel – nicht Jacke – weg.

Wir setzten uns. Und kurz darauf kam so ein kleiner Typ mit hyperaktiven Gesten auf uns zu gestürmt. Bei uns angekommen fragte er, ob er uns schon etwas zu trinken bringen dürfe. In meiner grenzenlosen Güte als König Kunde erteilte ich ihm direkt die Erlaubnis mir eine Cola zu bringen. Wenig später kam er in seiner gewohnten Zappeloptik mit unseren Getränken zurück – und verschwand wieder. Mental hatte ich mich darauf vorbereitet, meine Speise zu bestellen (ich wurde gerade dahingehend korrigiert das es Speise und nicht Essen heißt).

Irgendwann kam dann der Mantelbeauftragte, und erörterte mit uns unsere Speisewünsche … besser? Is klar …!

Ne, im Ernst jetzt! Ich bestellte Rehmedaillons mit einem spargelähnlichen Gemüse dessen Namen ich vergessen habe … Spargel war es aber angeblich nicht … (meine Frau meint, es seien Schwarzwurzeln gewesen, obwohl das Gemüse doch weiß war…?) und Stampfkartoffeln unter einer Panade dazu. Ich mag Wild. Du kannst es nicht überall essen, weil es schon eine Kunst ist, das so zuzubereiten, dass der ehrenwerte König Kunde Christian Tietgen sich selbiges auch einverleibt. Der Kellner fragte, wie ich das Fleisch haben möchte und schlug direkt Medium vor. Ich willigte ein und dachte „dat läuft„.

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die durch Ermangelung eines Frühstücks sich noch länger hinzog, kamen unsere Essen mit dem Zappelmax angeflogen. Ich gestehe: Das was auf dem Teller lag, machte echt einen guten Eindruck.

Ich probierte die spargelähnliche Substanz auf meinem Teller … kalt!? Ich fragte laut, ob man das kalt esse. Meine Frau antwortete mit fragendem Blick „nein“. Die Kartoffeldinger waren … na gut, lauwarm. Und das Fleisch war nicht Medium, es war durch. Sehr durch.

Ich habe gestern das allererste Mal in meinem Leben trotz dampfender Bluse eine > Speise < zurückgehen lassen. Da kam der Kellner Zappellix nach nicht mal fünf Minuten zurück. Er stellte sogleich den Teller vor mir ab, und gab mir einen entscheidenden Hinweis „Der Teller ist heiß“. Ich hatte mir das schon gedacht, denn die Bratensoße war so heiß, das sie immer noch blubberte. „Schönen Gruß aus der Mikrowelle“ dachte ich bei mir. Ich sah den Kellner mit hochgezogener Stirn an, worauf dieser sogleich wieder verschwand – und weg war.

Ich zahle also 18,-€ für ein Essen das kalt serviert wird, und nicht das ist, was bestellt wurde. Ich unterscheide da schon zwischen Medium und Schuhsohle. So viel Gourmet bin ich ja dann doch. Dekadent? Mir egal! Für 18€ kann ich jawohl erwarten, das ich eine warme > Speise < erhalte, die auch so geliefert wird, wie ich sie bestellt habe. Getränke kosteten übrigens extra. Die 18,-€ waren nur meine > Speise <.

Das richtig Geile war dann aber, das das Essen außen heiß, und in der Mitte lauwarm oder immer noch kalt war. An dieser Stelle muss ich zugeben: Innerlich habe ich gekocht. Nicht nur so kleine Flamme. Nein, eher luzifermäßig!

So, und jetzt pass auf, das glaubst Du nicht! Ich bin dann noch auf Klo gegangen. Die Cola wollte zu Hause bleiben. Na gut, lass ich die Cola also raus. Auf der Herrentoilette (ich wollte ja eigentlich „Scheißhaus“ schreiben) habe ich dann folgendes Foto gemacht. Ich bin ja abgebrochen vor lachen … aber guck mal selbst:

klo

Klo

Frohe Weihnachten, wenn Du den Witz verstehst 🙂

Und nein, ich sage niemanden wo das passiert ist. Ich glaube noch an das Gute im Menschen. Und ich hoffe, das sich das Restaurant meiner Kritik annimmt, und es künftig besser macht. Ich werde das zu einem von mir gewählten Zeitpunkt überprüfen – kannste sicher sein.