Inkompetenz in der Öffentlichkeit

Es erschreckt mich immer wieder, wenn Politiker ihre Unfähigkeit in Form von mangelnder Sachkenntnis öffentlich beweisen. Jüngst hat Jan Philip Albrecht seine ganz persönliche Inkompetenz bewiesen. Er machte dies in einem Interview auf LTO.

JPA (Jan Philip Albrecht) ist EU-Abgeordneter und einer der ganz entscheidenden Köpfe, wenn es darum geht, den Datenschutz umsetzen. In dem Interview moniert er, das der Internetnutzer seine Daten hergibt, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Diese Aussage ist grundsätzlich falsch und demonstriert die Engstirnigkeit des Politikers, der noch gar nicht so verkalkt sein kann. Immerhin ist er zwei Jahre jünger als ich.

Der Nutzer, der das Internet nach Informationen durchsucht, bekommt die Inhalte (heute noch) weitestgehend kostenlos. Er bezahlt keinen einzigen Cent. Er bezahlt lediglich in Form von Daten. Dabei handelt es sich gewöhnlich nicht um Daten, die seine Person betreffen. Vielmehr geht es um Daten, die zu Abrechnungszwecken mit den Werbetreibenden benötigt werden. Letztlich also vollkommen anonym.

Denn je nach Finanzierungsmodell der Werbung, werden entsprechende Daten erhoben – meist mit Cookies. Cookies sind kleine Textprogramme, welche keinen Schaden anrichten können, und lediglich bei der Kommunikation zwischen Browser und Server helfen.

Die wohl einzige Ausnahme bildet hier personalisierte Werbung. Suche ich also nach „Kosten Altenheim“, dann blendet mir die personalisierte Werbung Anzeigen ein, die mit den Suchbegriffen zu tun hat. Letztlich ist dieser Dienst also für den Nutzer sogar ein wichtiges Instrument.

Bereits heute kämpfen viele Websitebetreiber ums überleben. Denn Cookies dürfen sie schon längst nicht mehr einsetzten. Es sei denn, der Nutzer erteilt seine ausdrückliche Einwilligung. „E-Privacy-Richtlinie“ nennt die EU diesen Vorgang, den bereits viele Themenorientierte Kleinseiten zum Aufgeben gezwungen haben. Diese Kleinstseiten sind ersatzlos aus dem Web verschwunden. Sie sind GELÖSCHT.

Wandert man durch das Web, so wird man feststellen, das die aller wenigsten sich heute an diese Richtlinie halten – und auch den Nutzer nicht fragen, ob sie es zulassen wollen oder nicht. Denn erstens versteht der Nutzer den Hintergrund nicht und zweitens weigern sich die meisten Websitebetreiber sich von einem Sesselpfurzer EU-Politiker aus Brüssel die Existenz kaputt zu machen.

Der User erhält aber mehr als „nur“ kostenlose Informationen, Videos, Bilder, und so weiter. Aus den Nutzerdaten geht u.a. auch hervor, welches Betriebssystem im Einsatz ist. Und auch welcher Browser benutzt wird. Auf diese Weise kann der Websitebetreiber seine Internetseite den Techniken anpassen, welche die Nutzer verwenden. In Ermangelung von echten Internet-Standards, ist es durchaus problematisch, alles für jeden gleichwertig und gleichgut darzustellen.

Die Daten mit denen der „Nutzer“ bezahlt, sind letztlich also auch Informationen, mit denen der Service und das Onlineangebot verbessert werden kann.

Websitebetreiber haben heute schon genug Ärger um Werbeblocker und Datenschutz. Und letzteres soll nun weiter verschärft werden. In einem anderen Interview machte JPA darauf aufmerksam, das niemand seine Inhalte kostenlos anbieten müsse.

Ich möchte die Frage stellen: Würden Sie auf zehn verschiedenen Seiten zehn verschiedene Artikel bezahlen, weil Sie nach einer bestimmten Information suchen, und diese erst auf der zehnten Seite gefunden haben?

Natürlich würden Sie das nicht machen. ICH würde das auch nicht. Das wäre ja Wahnsinn. Aber genau darauf steuern wir zu.

Jan Philip Albrecht ist von den Grünen. Und ich weiß eine Partei, die meine Stimme bei den anstehenden EU-Wahlen am 25.05. nicht bekommt.