US-Unternehmen als Feindbild?

Vielleicht hat es der eine oder andere mitbekommen: Der Chef von Axel Springer, Mathias Döpfner, hat einen offenen Brief an Eric Schmidt geschickt. Eric ist der Chef von Google. In dem Brief moniert Döpfner die Macht, welche von Google ausgeht. Er sieht sich selbst, und das Unternehmen das er führt, dem Internetgiganten Google hilflos ausgesetzt. Er stellt klar, das sein Unternehmen am Rockzipfel Googles hängt und mit dem US-Unternehmen steigt und ohne Google fallen würde.

Auf der EU-Ebene sind ähnliche Ängste zu spüren. Stichworte dafür sind das (geplante) Schengen Netz, welches die Europäer vor neugierigen US-Blicken schützen soll. Selbst die Briten dürfen dann keine Datenströme mehr abgreifen.

Weiter geht es mit der (drohenden) Datenschutzverordnung der EU. Sie hat zum Ziel, den europäischen Nutzer zu beschützen. Vor allem davor, das persönliche Daten gespeichert und zu werbezwecken weiterverarbeitet werden.

Thilo Weichert, Landesdatenschutzbeauftragter von Schleswig-Holstein, bezeichnete Googles neue Datenbrille „Google Glass“ als eine „Waffe“. Er glaubt die Datenbrille verletze Persönlichkeitsrechte.

Als Facebook den Kurznachrichtendienst What`s App übernahm und auf diese Weise an weitere persönliche Daten seiner eigenen Nutzer kam, gab es einen großen Aufschrei, der das Thema Datenschutz als Inhalt hatte. Trotzdem hat die Debatte WhatsApp nicht geschadet. Im Gegenteil: Jetzt wusste auch der letzte wo er sich anmelden musste, um mitreden zu können. Den Nutzern stört es offenbar nicht, das seine persönliche Daten von anderen genutzt werden. Sei es zu Werbezwecken, zur Überwachung oder anderen technischen Möglichkeiten.

Auf Facebook, die böse US-Datenkrake, wird von den Nutzern fleißig mit persönlichen Daten gefüttert. Und dies vollkommen freiwillig. Regt sich jemand darüber auf? In der Politik ja, die Nutzer? Naja, hier und da wird mal geringfügig gequengelt. Aber letztlich ohne großes Tammtamm kommen die Kritiker Reumütig zurück – auch Politiker.

Die Markbeherrschende Stellung von Google im Suchmaschinensegment ist den EU-Wächtern auch ein Dorn im Auge. Google macht jedes Jahr hier und da kleine Zugeständnisse, die sich bei nähren hinsehen als nichtig zeigen. Jeder benutzt Google, kaum jemand Bing. Und noch weniger als Bing nutzen die Wähler die deutsche Suchmaschine Acoon, obwohl diese weder Nutzerprofile anlegt, noch Werbung einblendet.

Wettbewerbshüter sehen in Amazon ein Unternehmen, das viel zu groß geworden ist. Der Markanteil ist exorbitant hoch. Doch dies vor allem deshalb, weil das Unternehmen Kundenfreundlich ist. Ich kenne kaum ein anderes Unternehmen, das sich so für den Kunden einsetzt. Andere – deutsche – Onlinehändler machen regelmäßig deutlich, das sie gar nicht so gut sein wollen wie Amazon – und wundern sich dann, warum ich letztlich immer wieder zu Amazon zurückgehe.

Die Enthüllungen von Edward Snowden reißen nicht ab. Aber wie viele Nutzer haben daraufhin ihre E-Mailadresse geändert? Ich kenne keinen der sein Konto bei Google, Yahoo!, oder eines sonstigen US-Anbieters geschlossen hätte. Sind die Europäer dumm? Lernresistent? Faul? Oder finden sie die kostenlosen Dienstleistungen einfach nur gut und nutzen sie deshalb?

Selbst Datenskandale ziehen im schlimmsten Fall nur ein Achselzucken nach sich. Danach macht man weiter wie bisher.

Der Nutzer, also auch ich selbst, nehme die zahlreichen Dienstleister aus den USA gern in Anspruch. Deutsche – oder wenigstens europäische – Alternativen gibt es so gut wie nicht. Oder sie sind (noch) nicht alltagstauglich, weil das Geld für die Weiterentwicklung einfach fehlt.

Der klassische Internetnutzer legt selbst ein Verhalten an den Tag, welches exakt entgegengesetzt zum politischen Mainstream ausfällt. Weiß die Politik nicht, was der Wähler will? Der Internetnutzer sieht im Internet keine Grenzen, während die Politik versucht Mauern und Todesstreifen aufzubauen. Insbesondere der Atlantikwall soll virtuell wieder auferstehen. Gleichzeitig verhandelt man über das TTIP – ein krasser Widerspruch.

Datenschutz ist auch mir wichtig. Personalisierte Werbung ist mir aber auch wichtig. Warum will mir die deutsche und die europäische Gesetzgebung vorschreiben, was mir eine Werbung zeigen darf und was nicht? Ich profitiere letztlich sogar zweimal davon: Erstens, weil mich zielgerichtete Anzeigen auch über Produktneuheiten informieren und zweitens, bleiben die Websites in der Nutzung kostenlos, da sie sich (meist) aus Werbung finanzieren.

Die Frage führt uns also dahin, wo genau Datenschutz anfängt, wie weit soll er gehen und wann ist Datenschutz nicht mehr sinnvoll.