Internet ist eine Dienstleistung

Die Politik hat noch immer nicht verstanden, das es signifikante Unterschiede zwischen einer Dienstleistung im „realen Leben“ und der Dienstleistung Internet gibt. Wir sprechen hier von zwei vollkommen unterschiedlichen Dingen. Und weil die Unterschiede so groß sind, müssen sie auch unterschiedlich behandelt werden.

Ich möchte das anhand einem Beispiel verdeutlichen. Nehmen wir an, ich kaufe am Kiosk eine Elternzeitschrift. Die kostet mich 3,90€. Natürlich lese ich nicht alle enthaltenen Artikel. Ich lese das, was mich interessiert. Dennoch verlange ich mein Geld anteilig der nicht gelesenen Artikel nicht zurück.

Nehmen wir an, eines der Themen interessiert mich besonders. Ich suche also im Internet nach entsprechenden Informationen. Der User erwartet aber, das der Artikel nicht hinter einer Bezahlschranke versteckt liegt, sondern er will den Artikel kostenlos lesen. In den meisten Fällen geht das heute (noch).

Nachdem Politiker immer wieder darauf verweisen, man müsse seine Inhalte nicht kostenlos anbieten, der überlege sich mal folgende Situation: Der User kommt und kauft den Artikel für 0,10€ (zehn €uroCent). Nun, der Käufer hat das Recht das Produkt innerhalb von zwei Wochen zurückzugeben. Macht er das, hat er eine Leistung erhalten, und hatte lediglich den Aufwand des hin und her buchens. Der Websitebetreiber geht nicht nur leer aus, sondern hat auch noch die Kosten für die Bearbeitung. …. natürlich unterschlage ich hier die Information, das kaum jemand bereit ist, für Online-Artikel zu bezahlen. Irgendwo findet sich immer ein gnadenloser Raubkopierer – spätestens in Social-Networks wird man fündig ….

Die Option mittels Werbung auf der Internetseite einzustellen, und das Angebot darüber zu finanzieren, ist heute nicht nur erheblich schwieriger als früher – teils sogar schon unmöglich – und wird mit den voraussichtlich kommenden Gesetzen weiter erschwert.

Wer eine Partnerschaft mit einem großen US-Unternehmen hat, der trifft demnächst auf neue Schwierigkeiten, wenn das sog. „Schengen-Netz“ kommen sollte. Denn es setzt voraus, das die Daten und ihre Verarbeitung in Europa bleiben. Es gibt – real betrachtet – niemanden der das garantieren oder überprüfen könnte.

Ein Internet mit Grenzen, wie es sich so mancher Politiker vorstellt, ist realitätsfern. Wie soll denn ein Journalist seine Arbeit machen, wenn er außerhalb des Schengen Netzes keinen Zugang zu Informationen mehr bekommt, weil die Betreiber sich hinstellen (dürfen), und ihm den Zugang einfach deshalb verweigern, weil sie keine Daten abfragen dürfen?

Aber gut. Was wäre denn, wenn man ein europäisches Unternehmen mit Keyword-Advertising beauftragt? Klar gibt es kleine europäische / deutsche Suchmaschinen. Aber die bringen einfach nicht die nötige Leistung in Sachen Nutzeranfragen. Es bleiben also nur US-Unternehmen. Alternativ verzichten deutsche Unternehmen auf diese erfolgreiche Werbeform und erleiden dadurch einen wirtschaftlichen Nachteil.

Aber es gibt ja einen Ausweg. Stimmt der Nutzer ausdrücklich zu, das seine Daten weiterverarbeitet werden, so ist ja alles in Ordnung – glaubt auch nur die Politik. Die Realität sieht aber so aus, das die Nutzer von solchen Extralayer erstens genervt sind und zweitens die Seite in Angst und Panik verlassen – weil da eine ausdrückliche Nachfrage bzgl. der Datenverarbeitung anfällt. Die allermeisten Nutzer können mit den Details dieser Anfrage übrigens nichts anfangen. Diese technische Belästigung führt also überall hin, aber nicht ans Ziel.

Das wirklich interessante daran ist aber, das die gleichen Strengen Regeln nicht für den Staat gelten sollen. Der Staat soll den einzelnen Internetuser überwachen dürfen, wenn es nach SPD, CDU und CSU geht. Auch die Gewerkschaft der Polizei fordert ein grundsätzliches Überwachungsrecht jedes einzelnen Internetnutzers. Das geht sogar soweit, das die Behörden auf die elektronischen Geräte (PC; Tablte, Smartphone) zugreifen dürfen. Die Zugangsdaten erhalten sie zügig vom Mobilfunkbetreiber (beim Smartphone)

Die große Ironie dabei: Der Fraktionschef der Schleswig-Holsteinischen FDP Wolfgang Kubicki forderte laut einem Bericht auf Winfuture, das Abgeordnete nicht der Überwachung unterliegen dürfen. Ein Schuft der Böses dabei denkt – und besonders bizarr, wenn ich an die Edathy-Affäre denke.

Einer, der das Internet fleißig mit überzogenen Datenschutz zubetonieren will, ist der Europapolitiker Jan Philipp Albrecht von den Grünen. Er tingelt durch ganz Europa, was man seinem Twitteraccount entnehmen kann. Sein Ziel: Mehr Datenschutz! Noch mehr Datenschutzschutz! Noch viel mehr Datenschutschutzschutz…!!! Die Folge seines Ziels: Das Internet geht kaputt!

Fazit: Beim Eifelturm sind die größten Nieten ganz unten. In der Politik ist es genau umgekehrt.