Vor dem Gesetz ist jede Zeitarbeitsfirma erst mal ein Arbeitgeber wie jede andere Firma auch. Auf den zweiten Blick sieht die Sache aber anders aus. Und sogar die Branche selbst sagt es von sich auch. Aber der Reihe nach …
Jeder, der sich mit der Zeitarbeit schon mal beschäftigt hat, der kennt die Sprüche der Personaldienstleister. Denn alle aus dieser Truppe singen das gleiche Lied.
Da heißt es zum Beispiel, das die Zeitarbeit Brücken baue. Frei übersetzt bedeutet das aber, dass das Zeitarbeitsunternehmen etwas schlechtes ist, das auch nicht von langer Dauer sein wird, da sich bald besseres ergeben wird.
Interessant ist es auch, wenn es da heißt „Übernahme durch den Kunden möglich“. Das bedeutet im Klartext, das die Zeitarbeitsfirma sich bewusst ist, ein schlechter Arbeitgeber zu sein, da die Übernahme durch den Kunden angestrebt werden sollte. Man muss also als Arbeitnehmer erst mal weniger verdienen, mehr arbeiten und sich tägliches Mobbing gefallen lassen, bis man endlich von der Zeitarbeit erlöst wird.
Die Branche selbst sieht sich also als Arbeitgeber zweiter Klasse. Und das bekommen die Zeitarbeitsunternehmen sogar amtlich bestätigt. Denn die Zeitarbeit gilt als Arbeitgeber für den „zweiten Arbeitsmarkt“. Die Zeitarbeitsbranche unterstreicht das auch damit, das die meisten Zeitarbeiter vorher arbeitslos waren und davon außerdem die meisten keine Ausbildung hätten. Die Zeitarbeit ist de facto eine Helfertruppe. Die Fäden ziehen jedenfalls andere …
Bei einem normalen Arbeitgeber einen Job bekommen ist durchaus eine Herausforderung, wenn man nicht „zufällig“ über „Vitamin B“ verfügt. In der Zeitarbeit bekommt nahezu jeder einen Job, der arbeiten will – und keine Ansprüche an den Arbeitgeber stellt. Und selbst wenn ich den Job verliere ist es egal. An der nächsten Straßenecke stehen zehn andere Zeitarbeitsfirmen, von denen mir jeder einen Job anbietet, bei dem ich sofort anfangen kann. Da alle nach Tarif zahlen, ist es egal – ich kriege überall das gleiche geboten.
Zeitarbeit ist auch überall gleich. Es gibt kaum unterschiede. Darum spielt es am Ende auch keine Rolle ob ich bei Zeitarbeitsfirma Huber oder bei der Zeitarbeitsfirma Meier arbeite. Der Name ändert sich, aber der Rest ist überall gleich. Es gibt in der Zeitarbeit keinerlei Innovationen oder Zukunftsperspektiven. Zeitarbeit ist eher so was wie arbeiten auf Zeit. Das können drei Tage, 5 Wochen oder 2 Monate sein. Und dann ist es eh wieder zu ende. Und deshalb gibt es auch keine Innovation oder so etwas wie Zukunft.
Und dann ist da noch diese Tatsache, das die Zeitarbeit stets für negative Schlagzeilen sorgt. Niemand weiß etwas positives über die Branche zu berichten. Negatives dafür um so mehr. Angefangen von Lohnbetrug, Werkvertrag, Tarif unterlaufen und Gesetz beugen … das ist das Bild von der Zeitarbeit in der Öffentlichkeit.
Wie soll ich die Zeitarbeit ernst nehmen, wenn sie es nicht mal selber tut? Vermutlich liegt es daran, das die Zeitarbeit dem Arbeitnehmer nichts zu bieten hat – abgesehen vom unternehmerischen Risiko versteht sich.