Cybermobbing – Es kann jeden treffen

Jeder kann heute im Internet ein Opfer von Cybermobbing werden. Dazu braucht es auch gar nicht viel. Eine eigene Meinung, welche womöglich nicht dem gängigen Mainstream folgt, kann bereits einen riesen Shitstorm gegen eine einzelne Person auslösen.

Mir passiert das seit einigen Wochen. Auslöser war ein Artikel, in welchem ich mir zum Thema „Regeln für Zeitarbeiter“ Gedanken gemacht hatte. Die Resonanz war beeindruckend. Angefangen von beleidigenden Mails bis hin zur Androhung von körperlicher Gewalt war alles dabei.

Obwohl diese „Regeln für Zeitarbeiter“ eigentlich in der Berufswelt eine allgemeine Gültigkeit besitzen, wurde mir im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle heiß gemacht.

Der Inhalt der Regeln war eigentlich simpel. Man soll nicht ständig zu spät zur Arbeit kommen, nicht stinken wie ein Iltis, nicht 2h lang auf dem Klo sitzen und mit dem Handy spielen, … und sowas alles. Nüchtern betrachtet eigentlich das normalste von der Welt.

Trotzdem brachte das eine derartig aggressive Lawine ins Rollen, die auffallend lange anhielt, und inzwischen etwas abflaut. Aber Beiträge die dazu auf Facebook, Twitter oder sonstigen Internetforen verfasst wurden, bleiben natürlich erhalten. Man muss auch nicht lange suchen, um entsprechende Postings zu finden … geht ganz leicht.

Die ganze Sache war aber eine Lektion, die mir erteilt wurde. Und das Ergebnis lautet: Wer aktiv Onlinemedien nutzt, ist gut beraten, stets dem Mainstream zu folgen … vor allem auch dann, wenn der Mainstream falsch liegt.

Die Angriffe gegen mich erreichten sogar ein so großes Ausmaß, das themenspezifische Foren, die nichts mit Zeitarbeit zu tun haben, sich über diese Regeln für Zeitarbeiter unterhalten haben – bis es sich aufschaukelte und es zu Übergriffen kam.

Wer dem Mainstream folgte, der war „gegen mich“. Wer dem Mainstream nicht folgte, riskierte es, selbst ein Opfer zu werden.

Aber schön. Ich beuge mich. Wenn der Mainstream Kollegen bevorzugt, die zwei Stunden auf dem Klo mit dem Handy spielen, dann ist das etwas, das ich aktzeptiere. Ich für meinen Teil jedenfalls, möchte so einen Kollegen nicht haben … echt nicht.

Die Frage ist natürlich, wie ich damit umgehe. Ich könnte die Mails ausdrucken, und damit zur Polizei laufen. Ich könnte auch die Forenbetreiber wegen Cybermobbing vor Gericht zerren. Ich könnte mich wehren wenn ich wollte. Und das sogar mit garantiertem Erfolg. Unser Rechtsstaat bietet mir hier viele Möglichkeiten an, die ich nutzen könnte. Das Internet ist kein rechtsfreier Raum und Anonymität gibt es nicht … auch wenn viele etwas anderes glauben.

Aber es stellt sich auch eine andere Frage: Ist es mir das Wert? Und die Antwort ist natürlich nein, ist es nicht. Ich habe auch sämtliche Mails inzwischen entsorgt. Es braucht also keiner Angst haben, es würde noch was nachkommen. Da kommt nichts.

Und die Forenbeiträge … wat solls. Foren leben davon, das sich die Mitglieder über Dinge aufregen und unterhalten. Und das einige dieser User es dann übertrieben haben … Schwamm drüber. Sowas kommt eben vor.

Für mich persönlich war es allerdings eine interessante Erfahrung. So fühlt sich das also an, wenn Personen des öffentlichen Lebens durch den Kakao gezogen werden – sei es berechtigt oder unberechtigt.