Ehemänner im Schwimmbad

Ursprünglich wollten wir den Brückentag gestern nutzen und nach Erding in die Therme fahren. Aber die war so voll, das dort am Vormittag vorrübergehend ein Einlaßstop verhängt wurde. Die Konsequenz daraus war, das wir in ein anderes Bad gefahren sind, bei dem es jedoch auch eine Saunalandschaft gab. Ein entsprechendes Bad zu finden war auch nicht schwer.

Ich muss vielleicht kurz vorausschicken: In der Therme Erding können Jugendliche ab 16 Jahren in den Saunabereich / Nacktbereich rein. Das Kleingemüse bleibt also draußen.

Jedenfalls, das „Alternativbad“ ist ein Familienbad. Am Anfang war es echt nicht schlimm. Man geht durch die Schwimmhalle, in der ich kaum mein eigenes Wort verstehe – vor lauter Kindergeschrei. Oben im Saunabereich angekommen war es dann ruhig. Entspannt, erholsam, …

Stunden später wieder zurück in den Umkleiden …

Nun, ich bin ein Mann. D.h. das ich nur ein paar Minuten benötige um aus dem Bademantel in die Straßenklamotten zu springen. Das geht ruckzuck. Aber ich bin ja ein Ehemann, und so wartete ich natürlich auf sie … etwas länger. 🙂

Ich muss das nochmal wiederholen … es war ein Familienbad. Und das war ein krasses Erlebnis. Ich habe sowas seit über 15 Jahren nicht mehr mitgemacht. Was für ein Theater!

Da brüllt so ein kleiner Junge „MAMA, WO IST MEINE HOSE?“. Schreit die Mutter zurück „GUCK MAL IM SCHRANK“. Wieder der Junge „DA IST KEINE“ Wieder die Mutter „DER ANDERE SCHRANK“. Wieder der Junge „DER GEHT NICHT AUF“ …… und so ging das ne ganze Weile hin und her.

Zwischendurch kamen die Mütter bei mir vorbeigeschossen. Immer auf der Suche nach einem freien Fön. Und alle Föne liefen immer. Die Rauschkulisse war nervtötend. Und die Damen brauchen ja nicht nur drei Minuten für die Haare. Nein, da vergehen 1.000 Stunden. Das reicht aber nicht! Denn die Töchter müssen durch die Prozedur auch noch. Und weil die Fönabteilung so laut war, wurde nicht geredet, es wurde gebrüllt.

Deshalb wusste ich jetzt auch wer was gegessen hatte, wer wie oft dem anderen ins Kreuz gesprungen ist, dass das Becken viel zu tief ist, das Essen im Restaurant gut war, der Bademeister zu jung – oder zu alt – war, wer seine Latschen verloren hat, wer jetzt zwei verschiedene Latschies an hat, wem das Duschgel abhanden gekommen ist, was es gekostet hatte, …

Nach einer gewissen Zeit, während ich gezwungen war das hektische und laute Treiben zu beobachten, kam ein Mann zu mir. Fertig angezogen und mit der Tasche in der Hand. Er war Abfahrtsbereit – und wartete. Er stand nur da, so wie ich. Er guckt mich an, ich ziehe die Schultern hoch als wolle ich sagen „ist nicht meine Schuld“. Wir warten beide geduldig. Irgendwann kam seine Tochter raus, föhnte sich die Haare, suchte Schuhe. Von der Mutter keine Spur. Dann kam der Sohn. Er guckte zu seinem Vater auf, der in anwies sich hinzusetzen und zu warten. Während die Tochter wie ein aufgescheuchtes Huhn durch die Gegend rannte, saßen also Vater und Sohn nur rum … und taten es mir gleich. Sie warten.

Dann kam noch ein Mann. Jünger wie ich. Er stellte sich zu uns. Der war schon sichtlich genervt. Er rief „Schaaaatz, können wir gehen?“. Darauf antwortete der Schaaaatz „Ich muss nur noch Haare waschen – ich komme gleich.“ Der Mann verschwand …. und war weg.

Während der ganzen Zeit suchten Kinder nach Mami oder Papi. mal lauter, mal leiser. Mal mit Föhn, mal mit Rucksack. Mir war als wäre ich in einem Ameisenhaufen.

Irgendwann kam dann die Frau von dem Typen mit dem Sohn. Er sagte „Na endlich. was dauert da auch immer so lange?“. Sie darauf leicht gereizt „Ja, Du hast gut reden mit deinen kurzen Haaren!“. Ein Streit entflammte. Ich konnte ihn verstehen. Er wartete schon seit ner viertel Stunde. Die Tochter war inzwischen wieder verschwunden … der Sohn atmete tief durch.

Irgendwann kam dann auch meine Frau. Und ich konnte dieses Chaos endlich verlassen.

Nächstes mal wieder Therme Erding.