Sind die Lohnnebenkosten eigentlich zu hoch? Die Antwort ist von Arbeitgebern und Arbeitnehmern oft die gleiche und wird mit „ja“ beantwortet. Viele schimpfen auf die hohen Kosten und verlieren dabei den Blick für den Fall, das sie genau diese Leistungen mal brauchen!
Letzte Woche am Montag war ich im Krankenhaus wegen einer üblen und schmerzhaften Sache. Ich bin knapp an einer OP vorbeigeschrammt.
Fakt ist: Ich hatte keinen Termin und bin nur gesetzlich Krankenversichert. Trotzdem kam ich nahezu sofort dran und ein wenig später war ein Facharzt vor Ort. Zugegeben: Meine Angelegenheit duldete keinen Aufschub und unter Umständen – wenn sich der Verdacht bestätigte – wäre es sogar tödlich ausgegangen, wenn man lange gezögert hätte. Vermutlich hat auch deshalb keiner Zeit verloren. In einem anderen Land, wäre ich daran mit Sicherheit nach sieben bis zehn schmerzerfüllten Tagen gestorben.
Gestern Mittag wurde es nochmal akut sehr schlimm. Und erneut bin ich ins Krankenhaus gefahren – bzw. meine Frau hat mich gefahren. Wäre ich gefahren, wäre das unverantwortlich und zu gefährlich gewesen. Und auch dieses mal wurde in Anbetracht der Risiken umgehend gehandelt und ich wurde medizinisch gut versorgt.
Ich zahle jeden Monat drei Stellen vor dem Komma in die Krankenversicherung ein. Es ist jeden Monat viel Geld was da flöten geht. Aber wenn ich ehrlich bin: Ich habe die Möglichkeit, das ich jederzeit eine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen kann, ohne vorher einen Berg Geld angespart zu haben.
Natürlich sind meine Beiträge nicht primär für mich, sondern für „alle“ (=im allerweitesten Sinn). Und der Luxus kostet eine Stange Geld. Aber letztlich profitiere ich selbst auch davon, wenn es darauf ankommt.
Unter diesen Bedingungen erscheinen die Lohnnebenkosten, wie eben auch die Krankenversicherung, als völlig in Ordnung. Und mehr noch: Sie sind eine Notwendigkeit! Und ich persönlich wurde in diesen Tagen deutlich daran erinnert, warum und wofür ich so viel Geld bezahle.
Aber damit hat der Luxus noch kein Ende. Aufgrund der Erkrankung darf ich mich so gut wie nicht bewegen, weil es sonst wieder akut schlechter wird. Ich bin also krank geschrieben und liege zu Hause auf dem Sofa … und bewege mich nicht. Und trotz Krankheitstage werde ich weiter bezahlt. Nicht nur mein Nettogehalt bekomme ich, sondern auch meine Sozialversicherungsbeiträge werden von meinem Arbeitgeber weiter bezahlt.
All das betrachten wir in Deutschland als eine „Selbstverständlichkeit“. Aber in Wahrheit ist es eigentlich der pure Luxus. Und ab und zu sollten wir uns daran erinnern, das wir uns das hart erarbeitet haben und das solche Sachen keine Selbstverständlichkeit sind.
Der eine oder andere fragt sich vielleicht, was ich habe: Es ist eine Nebenhodenentzündung. Diese Schmerzen kann sich nur einer vorstellen, der es mal selbst hatte. Und möglichst nicht bewegen, weil durch die Kleidung und Reibung Wärme entsteht, und dies fördert die Entzündung.
Und ich nehme natürlich anständige Medikamente dagegen. Antibiotika und Schmerzmittel … da hebst Du ab!
Und ich bin froh, wenn das nächste Woche hoffentlich vorbei ist, und ich wieder arbeiten darf.