Zeitarbeit ist eine Farce

Über ein Jahr lang habe ich die Zeitarbeitgeber intensiv beobachtet. In dieser Zeit habe ich viel gelesen, viele interessante Menschen kennengelernt und viele Zusammenhänge besser verstanden. Mein Interesse beruht darauf, das ich selbst von der Zeitarbeit sehr positiv angetan bin – und das als Arbeitnehmer – und mehr wissen wollte. Außerdem wollte ich mit den verbesserten Background eine objektive Website zum Thema machen. Ähnlich, wie ich es bei anderen Themen bereits umgesetzt habe.

Nach rund 14 Monaten ist das Ergebnis jedoch sehr ernüchternd. Die Zeitarbeit hat ihr schlechtes Image offenbar zurecht. Und sie hat in der vielen Zeit wohl jede Möglichkeit für sich genutzt, um sich bei der breiten Masse der Bevölkerung auch weiterhin unbeliebt zu machen. Das ist aber im Grunde das einzige, was die Zeitarbeit wirklich gut beherrscht.

Einer der wirklich interessanten Feststellungen ist diese, das die Arbeitgeberseite selbst eigentlich aus Helfern besteht. Jedenfalls, wenn man die Tarifverträge der Zeitarbeitgeber als Maßstab ansetzt. Und das ist wohl auch eines der zentraleren Probleme. Denn es steht nicht das Dienstleistungsunternehmen im Mittelpunkt, sondern das schnelle Geld durch die Arbeit anderer, die man per Gesetz zur Arbeit zwingen kann. Die Bezeichnung „Sklaventreiber“, die öfters von Arbeitnehmern verwendet wird, ist recht passend zur Situation der Leiharbeiter und der Zeitarbeitsfirmen.

Die Zeitarbeitgeberseite ist meist narzistisch. Sie lieben sich ausschließlich selbst. Und die Arbeitnehmer, also die Zeitarbeiter, haben keinen Wert. Es sind in Augen der Arbeitgeber Menschen, die man wie eine Glühbirne austauschen und wegwerfen kann. Und genau das wird in der Praxis auch umgesetzt. Spricht man sie darauf an, dann reagieren sie aggressiv und verstehen nicht, wenn einige Demonstranten vor einer Jobmesse der Zeitarbeit – im Arbeitsamt – gegen die Zeitarbeit an sich demonstrieren.

Immer wenn es um Geld geht, dann verstecken sie sich hinter ihren Tarifverträgen und geben damit zu, das die Tarifverträge nur einen Zweck haben:  Lohndumping. Denn die Kohle, für die der Zeitarbeiter schuftet, streicht das Zeitarbeitsunternehmen ein. Und wenn der Niedriglohn für den Zeitarbeiter nicht reicht, dann soll er aufstocken durch Hartz 4. Daraus lässt sich leicht schließen, das die Aufstockung bereits in den Kalkulationen der Leihbuden ein fester Bestandteil zu sein scheint. Die Zeitarbeit wird durch Hartz 4-Aufstockung jährlich mit über 500 Millionen Euro subventioniert.

Heute kann ich die Gegner der Zeitarbeit sehr viel besser verstehen, als noch vor einem Jahr. Wenn jemand lieber zu Hause bleibt, als menschenunwürdig behandlet zu werden, dann kann ich das heute zumindest gut verstehen. Denn die Zeitarbeit hat durchaus den Charme von Zuhälterei. Einer geht anschaffen, einer hat den Spaß und der Dritte kassiert kräftig ab. Und wer nicht mehr anschaffen geht, der wird in den Müll geworfen – eiskalt.

Ich weiß heute nicht, ob ich die Website zum Thema Zeitarbeit noch bauen werde. Sollte ich mich jedoch dafür entscheiden, dann wird die Website vermutlich nicht mehr „Pro-Zeitarbeit“ eingestellt sein. Unter Berücksichtigung der Ereignisse und den daraus gewonnen Erkenntnissen lässt es sich kaum vermeiden, das die Fakten auf den Tisch kommen müssen.