Bin ich faul?

Mir wurde heute auf Facebook unterstellt, ich sei faul. Der Aussage ist ein Beitrag von mir vorangegangen, in dem ich geschrieben habe, das sich arbeiten gehen auch lohnen muss. Nicht jeder Arbeitgeber zahlt auch realistische Löhne. Und die Zeitarbeit – um die es im Verlauf der Diskussion ging – gehört ja bekanntlich nicht zu den Arbeitgebern, die von realistischen Löhnen etwas hören wollen.

Im Gegenteil sogar. In einem Video, das auf der iGZ e.V.-Website (iGZ ist ein Arbeitgeberverband der Zeitarbeit) spricht der Redner von Ethik und führt dabei viele Vergleiche mit Philosophen an. Wer aufmerksam zuhört, der hört jedoch heraus, das der Zeitarbeitnehmer möglichst kein Geld für seine Arbeit bekommen sollte.

Wer weniger gebildet ist, der hört, das der Mann von fairen Löhnen spricht. Das stößt unter den Zeitarbeitgebern natürlich auf breite Zustimmung … was tief blicken lässt.

Am Ende der Facebook-Diskussion wurde ich für faul erklärt, weil ich gesagt habe:

Er redet von Ethik und Philosophen. Was er aber meint:

Wenn ich am 15. Kein Geld mehr für mein Frühstück habe, dann werde ich nach ethischen Grundsätzen bezahlt.

Wenn ich am 20. Des Monats kein Geld mehr für meine Medikamente habe, dann werde ich angemessen bezahlt.

Und am Ende des Monats soll der Vermieter sich mit gegenseitigem Vertrauen begnügen.

Ich als Arbeitnehmer kann von Philosophie nicht leben. Egal ob es ethisch oder angemessen oder im Vertrauen ist.

Wenn ein Job die monatlichen Kosten nicht deckt, warum sollte ich dann diesen Job machen? Dann kann ich auch zu Hause bleiben und mir einen Job suchen, der die monatlichen Kosten deckt. Das hat aber mit Faulheit nichts zu tun.

Wenn ein Job so wenig Wert besitzt, das er sich nicht trägt, dann sollte man überlegen, ob andere diesen Job mitübernehmen oder ihn ganz bleiben lassen und entsprechende Maßnahmen ergreifen. Das hat etwas mit Wirtschaftlichkeit und nichts mit Faulheit zu tun. Bei Zeitarbeitgebern liegt hier also eine Verwechslung^^ vor.

Letztlich ist auch bekannt, das rund 10% der Zeitarbeiter eine Aufstockung kriegen. Sie kriegen zu ihrem Lohn zusätzlich Geld vom Staat, weil der Job nicht mehr hergibt. 10% der Jobs rechnen sich also nicht oder sind falsch besetzt worden. Dabei spricht die Zeitarbeit immer gern von sich selbst als „Personalprofis“. Aber wo sind diese angeblichen Profis, wenn man sie mal braucht?

Es gibt sie gar nicht. Viele dieser Möchtegern-Profis sind selbst Quereinsteiger und sind, gemessen an ihrem eigenen Tarifvertrag, eigentlich nur Helfer, die in die Lohngruppe E1 oder E2 gehören. Profies sind in der Branche sehr selten anzutreffen.

Und die übrigen, die sich die Ausbildung zum „Personaldienstleistungskaufmann“ angetan haben, sind Theoretiker die auf dem Papier alles schaffen, jedoch einen Industriemechaniker von einem KFZ-Mechaniker nicht unterscheiden können.

Wer als Zeitarbeiter arbeitet, ist also oftmals in den Händen von Dilletanten die von dem was sie tun keine Ahnung haben und primär die dicke Kohle auf dem Rücken des eigentlichen Leistungserbringers machen wollen.

Nein, faul bin ich nicht. Ich sehe die Sache nur differenzierter.