Privat und Beruf sind untrennbar geworden

Millionen von Menschen sind im Bereich des Social-Media aktiv. Dazu gehören Onlineangebote wie zum Beispiel Facebook, Xing, Google Plus, Twitter und wie sie alle heißen. Und selbst wer hier nicht Mitglied ist, der ist in anderen Onlineforen und Webcommunities mit dabei.

Das Internet ist ein zentraler Punkt unseres Lebens geworden. Jeder hinterlässt Spuren. Diskussionsbeiträge, Bilder, Videos und so weiter. Andere besitzen und pflegen die Familieneigene Website und legen damit einen professionellen Familienstrip hin. Dann kann jeder nachsehen wann und wo der Sohn eingeschult wurde, wie Papa einen über den Durst trinkt und wie Mama ihr neues Mittelalterkostüm anprobiert.

Gerade auch in den Netzwerken sind nicht nur meine Freunde auf der „Freundeliste“. Auch der Arbeitskollge, der Abteilungsleiter und andere Betriebsangehörige werden oft bereitwillig in den „Kreis“ der Freunde aufgenommen.

Das Web ist der Spiegel, den wir täglich zu Gesicht bekommen. Aber unser Spiegelbild ist für jeden einsehbar. Der Mensch macht sich selbst durchsichtig und hält die Welt immer auf dem aktuellen Stand der Dinge. Wo war ich im Urlaub? Habe ich heute Bock auf Arbeit? Welchen Film finde ich gut? Welche Produkte finde ich gut? Für welche Unternehmen interessiere ich mich? Mit wem habe ich gerade Streit? Wünsche ich mir ein Kind? Plane ich ein Autokauf?

Das eigene Profil ist im Netz das Abziehbild des modernen Menschen.

Die Diskussion um diese (knallharten) Fakten geht dabei in zwei völlig entgegengesetzte Richtungen. Die einen Nutzen die öffentliche Transparenz für sich aus, und die anderen sind um den Datenschutz besorgt. Die Wahrheit liegt wohl irgendwo dazwischen.

Während Arbeitgeber im Netz nach Bewerberinformationen suchen, um den besten und am vertretbarsten Mitarbeiter zu finden, können Arbeitsuchende das Web ebenfalls für sich nutzen. Sie suchen nach Erfahrungen oder Bewertungen von Unternehmen. Als wohl bestes Beispiel ist hier die Zeitarbeitsbranche zu nennen. Schlußendlich: Denn auch die Bewerber sind heute nicht mehr bereit für jede X-beliebige Firma zu arbeiten.

Obwohl Unternehmen immer noch glauben, das sich die Jobsucher bei ihnen bewerben, ist es heute eher so, das sich die Unternehmen beim Bewerber vorstellen. Eine Tatsache die sich unter Unternehmern aber noch nicht herumgesprochen hat. Denn so wie Arbeitgeber bei Facebook, Xing (etc.) Informationen über Bewerber finden, finden die Bewerber auch über die Firma zahlreiche Informationen. Unter anderem kann man über die Firma die Namen der Mitarbeiter herausfinden, und so geziehlt nach persönlichen Meinungen, Ansichten und persönlichen Einstellungen suchen. Wer das Web zu nutzen weiß, der kann sehr viel finden und sehr tief graben. Und nicht jedes Unternehmen kommt hinterher noch als potentieller Arbeitgeber infrage.

Der Datenschutz wird oft bemängelt – meist von fachlich kompetenten Menschen. Datenschützer beten ihre Kritik und ihre Befürchtung praktisch jeden Tag aufs neue runter. Doch die breite Masse der Internetnutzer erhört diese Gebete nicht und pfeift drauf.

Na gut … einige wenige beschweren sich schon in Form von Verlinkung eines kritischen Artikels … in ihrem Profil – und nutzen das Multimediaangebot gleichzeitig.

Fakt ist: Das Privatleben und das Berufsleben sind heute so eng miteinander verknüpft wie noch nie in der Menschheitsgeschichte. Aber wer damit vertrauensvoll umgeht, der kann die Möglichkeiten für sich nutzen. Denn man kann nicht nur die negativen Eigenschaften der bestehenden Umstände aufzeigen und die positiven verleugnen.

Zum Beispiel kann man positiv über die Firma oder dem Chef sprechen. Denn jeder liest gern etwas positives über sich im Netz. Der Schleimfaktor wird von Arbeitnehmern allerdings noch unterschätzt – von Arbeitgebern aber auch. Denn auch die Mitarbeiter mögen es, wenn der Chef sie in einem positiven Zusammenhang „öffentlich“ erwähnt.

Aber das wirklich interessante ist eigentlich, das man immer wieder um seine Privatsphäre fürchtet … obwohl man online oft mehr mitteilt, als man dem eigenen nachbarn erzählen würde … Das Vertrauen zu den unbekannten Onlinefreunden ist größer, als das Vertrauen zum Nachbarn gegenüber.