ADHS

ADHS, oft gehört. Aber nur davon gehört haben reicht eben nicht. ADHS ist eine Stoffwechselerkrankung im Gehirn. Im Volksmund ist die Krankheit besser bekannt unter den Synonymen wie Zappelphillip oder Zappelphillip-Syndrom – oder das extreme Gegenteil das Träumerchen oder der Hans-Guck-In-Die-Luft. Andere sagen schlicht hyperaktives oder hypoaktives Kind dazu. Aber letztlich meinen dann doch alles das gleiche.

ADHS ist natürlich nur eine Abkürzung. Und sie steht für:

Aufmerksamkeits

Defizit

Hyperaktivitäts / Hypoaktivitäts

Syndrom

Die Diagnosestellung ist sehr aufwändig und braucht vor allem das was heute in der modernen Welt keiner mehr hat. Und das ist Zeit.

Das Diagnoseverfahren bei ADHS ist sehr umfangreich und bezieht viele verschiedene Fachbereiche für Ausschlussdiagnosen ein.

Konkret beinhaltet das Diagnoseverfahren unter anderem folgende Untersuchungen:

  • Ausführliche Anamnese (z.B. Entwicklungsschritte des Kindes; häusliche Situation, Ernährung, Allergien, Lebensgewohnheiten)
  • Fragebögen für Eltern, Lehrer, Erzieher (ggf. Verwandtschaft) für den erwachsenen Selbstbetroffenen
  • Zahlreiche Blut-, Urin- und Stuhlproben werden auf unterschiedlichste Ausschlussdiagnose untersucht. Vor allem geht es auch um die organische Gesundheit.
  • EEG; (um z.B. mögliche Hirnstromstörungen auszuschließen)
  • EKG; (z.B. Durchblutungsstörungen durch irregulären Blutkreislauf auszuschließen)
  • Computertomographie; (Das Gehirn wird hier z.B. auf Tumore untersucht)

Die Gesamtzeit der Diagnosestellung kann durchaus mehrere Wochen betragen und weitere Untersuchungen beinhalten, welche hier ggf. nicht aufgeführt sind.

Quelle: http://www.adhs-zentrum.de/ADHS/Diagnose_ADHS.php

Man kann daran deutlich erkennen, das es sich kaum um eine Modediagnose handelt wie es oft von Dummköpfen immer wieder behauptet wird. Denn wäre es eine solche Modediagnose, dann würde man sich nicht so viel Aufwand machen um eine gesicherte Diagnose zu erreichen. Denn eines darf man nicht vergessen: Die Untersuchungen kosten auch viel Geld. Und das sitzt heute alles andere als locker.

Und obwohl ADHS heute keine völlig unbekannte Erkrankung mehr ist, sind die Reaktionen aus der Gesellschaft immer noch verblüffend. Vor allem das Halbwissen der „Kritiker“ ist der blanke Wahnsinn. So behaupten ADHS-Kritiker z.B. das es ADHS überhaupt nicht gibt. Im gleichen Atemzug diskutieren sie jedoch Therapiemöglichkeiten für die Krankheit, die es ihrer Ansicht nach gar nicht gibt. Wer das versteht muss vermutlich mindestens studiert haben.

Allerdings gibt es tatsächlich einige Punkte, bei denen man wirklich Kritik üben muss. So hört man zum Beispiel immer wieder, das Lehrer und Erzieher von Eltern fordern, sie sollen ihrem Kind doch endlich Ritalin zur Beruhigung geben, da es an ADHS leide. Hier möchte ich mal eines klar stellen: Pädagogen sind keine Mediziner. Sie diagnostizieren nicht, sondern sie beobachten (bestenfalls). Und wenn sie einen Verdacht haben, dann muss sowas an die Eltern weitergegeben werden. Aber so ganz ohne Diagnose nach einem Medikament schreien ist eine Unverschämtheit. Weder Eltern noch Pädagogen haben die fachliche Kompetenz um ADHS feststellen zu können! Das muss endlich mal zur Kenntnis genommen werden.

Ein ganz anderer Punkt ist die Integration von ADHS-Kindern in der Schule. Oft haben sie die Außenseiterrolle für sich alleine. Lehrkräfte und Pädagogen haben diese Kinder auf dem „Kieker“, obwohl gerade diese Berufsgruppe es besser wissen müsste. U.a. werden ADHS-Kinder für gleiche Leistungen schlechter beurteilt. Es kann durchaus von einer gewissen Willkür Seitens der Lehrerschaft gesprochen werden. Ein Zustand, der nicht nur Eltern in Rage versetzt.

In Punkto Integration ist ebenfalls auffällig, das ADHS-Kinder an Klassenfahrten nicht teilnehmen dürfen. Seitens der Schule wird es einfach untersagt. Dabei könnte gerade die außerschulische Situation ein gewinnbringender Integrationsbaustein sein. Klassenfahrten sind allerdings immer häufiger nur ein lästiges Pflichtprogramm für Lehrer. Der pädagogische Anteil bleibt seit Jahren schon auf der Strecke.

Es gibt also noch genügend Raum für Veränderung und Verbesserung.