AdSense, Umsatzeinbruch und warum SEO anders wird

Im Frühjahr diesen Jahres hat sich bei Google viel getan. Es gab das große „Google Update“, das den SEOs frisches Geld in die Kassen trieb, denn plötzlich stand alles Kopf. Und die Teilnehmer an Google AdSense verzeichneten einen grandiosen Umsatzverlust. Beides hat zu vernichtenden Erdbeben geführt. Und hier kommen jetzt meine Erkenntnisse dazu. Denn nach rund drei Monaten kann man durchaus mal zu Handlungsempfehlungen kommen. Aber am Ende muss natürlich immer jeder für sich entscheiden, wie er weitermachen will. Und möglicherweise steht hier nachher auch nur Unsinn. Sollte das so sein, dann denkt bitte daran, dass dieser Blog für mich dazu dient, meine Gedanken nieder zu schreiben. Es könnte sich also auch lohnen, sich selbst Gedanken zu machen. Zumal es hier um zwei signifikante Themen unseres Alltags geht. Also los …

AdSense Umsatzeinbruch

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass ich von dem Umsatzeinbruch auch betroffen bin. Es hat mich jedoch nicht „eiskalt“ erwischt. Dass da etwas kommt, war schon Monate vorher spürbar. Spätestens als Google die Mail rausgehauen hat, in der Google behauptet, man würde nach der Umstellung von PayPerClick (= PPC) auf PayPerMile (= PPM) genauso viel verdienen wie zuvor. PPC ist klar, aber PPM ist noch nicht so geläufig. Frei übersetzt ist es das, was wir früher unter TKP kannten. TKP steht für „tausenderkontaktpreis“ und bedeutete schlicht: Für 1.000 Impressionen gab es eine festgelegte Bezahlung. Google bezahlt also nicht mehr per Click, sondern … nach Impressionen.

Es ist jetzt aber nicht so, dass es bei Google einen festgelegten Preis gibt, sondern … es ist viel komplizierter. Denn würden Publisher nach festgelegten Preisen bezahlt werden, dann wären Umsätze planbar. Und dem ist nicht so. 1.000 Werbeeinblendungen (Impressionen) können mehr Wert haben, als 10.000 Impressionen. Wie kann das sein?

Angenommen wir haben einen User, der eine Seite aufmacht. Nehmen wir an, er scrollt sich nach unten durch, und es werden wirklich 16 Werbeanzeigen von Google AdSense gezeigt. Dann kann dieser Vorgang 0,08€ Umsatz bringen. Nehmen wir an, dieser User ruft eine zweite Seite unter der gleichen Domain auf, dann ist dieser Vorgang nur noch 0,04€ bis 0,06€ wert.

Also der Aufruf einer weiteren Seite senkt den Gesamtumsatz pro gleichem User. Und je mehr Seiten vom einzelnen User aufgerufen werden, desto geringer ist der zu erwartende Gesamtumsatz. Das kann soweit gehen, dass ein User 200 Anzeigen von AdSense sieht, aber dem Publisher praktisch keine Einnahmen gutgeschrieben werden.

Ein wichtiger Wert bei den Untersuchungen war der Seiten-RPM. Steigende Seitenaufrufe von den gleichem Nutzer senkten den Umsatz. Umgekehrt ist es so, dass der einzelne User, der maximal zwei Seitenaufrufe durchführt, den Umsatz steigern, und das RPM steigen lässt.

Dieser Vorgang erklärt, warum viele Publisher einen massiven Umsatzeinbruch erleiden.

AdSense, SEO und Seitengestaltung

Nach diesen Erkenntnissen müssen Websites, welche Google AdSense nutzen, umdenken. Während man vorher immer darauf bedacht war, den User auf seiner Seite zu halten, bis es zum Google AdSense Werbeklick kommt, muss man jetzt dafür sorgen, dass der User eine Seite besucht, bis nach ganz unten scrollt, 16 Werbebanner betrachtet, und dann bitte direkt wieder verschwindet.

Diese Art der Vergütung macht es vielen Websites unmöglich, mit AdSense Geld zu verdienen. Newsportale, Internetforen, … alles Websites, bei denen zu erwarten ist, dass der einzelne User viele Einzelseitenaufrufe durchführt.

Für SEO und die Websitegestaltung bedeutet dies ein grundsätzliches Umdenken. Denn SEO muss erstmal die Frage beantworten, wie eine einzelne Seite verwendet werden soll. Ist sie für einen einzigen Aufruf gedacht? Soll sie eine Navigation bekommen? Und wo soll die hin? Am Ende der Seite wäre wohl sinnvoll?

Interessant wird es auch, wenn wir uns überlegen, wie SEO bisher umgesetzt wurde, und wie SEO bei diesem Irrsinn aussehen soll.

Was ist also das Ziel? Der Mensch, die Website oder AdSense?

16 Werbeblöcke und Werbeblocker

An dieser Stelle möchte ich die Perspektive wechseln. Und dann stellt sich mir die Frage: Möchte ich als Internetuser wirklich 16 (sechzehn!!!) Werbeblöcke von AdSense sehen?

Die Websitebetreiber versuchen verzweifelt immer mehr Werbebanner unters Volk zu bringen, und verstehen nicht, dass sie dadurch immer weniger verdienen.

Im Rahmen dieses Irrsinns ist es wenig verwunderlich, dass sich immer mehr Leute Werbeblocker installieren. Oder sie machen es wie ich: Einfach https://pagead2.googlesyndication.com im Router blockieren, und man hat seine Ruhe.

Pay-Content als Zukunft

Um es kurz zu machen: Werbung lohnt sich nicht mehr. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich heute froh darüber bin, mein größtes Projekt seit rund 4 Jahren als Pay-Content-Website angeboten zu haben. Auf diese Weise war der Umsatzeinbruch bei Google AdSense bei mir nur ein minimaler Umstand, der einfach dazu geführt hat, auch auf die letzten Cents von AdSense zu verzichten.

Wenn wir es dramatisch ausdrücken wollen: Das rein werbefinanzierte Internet ist tot. Und die User, die auf „kostenlos“ bestehen, verbleiben bei Facebook, Youtube, tagesschau.de … und das war es dann schon.

Ich will für den Pay-Content an dieser Stelle ausdrücklich werben. Denn hinter einer jeden(!) Website stehen erstmal Kosten. Hardware, Software, Räume, Arbeitszeit, diverse Fachrichtungen von Mitarbeitern, … und das alles finanziert sich nicht durch „kostenlos“.

Heute ist es so, dass weniger als 1% (ein Prozent) der Internetnutzer bereit sind, für digitale Leistungen Geld zu bezahlen. Aber es sind am Ende jene weniger als ein Prozent, die vom Internet profitieren, während die restlichen 99,x% das Internet nur nutzen, um … was zu tun? Facebook? X? Youtube? Dann ist das eben so.

Wie geht es weiter

Für mich steht fest: AdSense bliebt hier auf meinem Blog erhalten, um die Entwicklungen zu beobachten. Das bedeutet, das Google AdSense bei mir aus dem produktiven Einsatz rausgeflogen ist.

Und wie das eben so ist, ist der Absturz eines dominierenden Players einer Branche die Chance für andere, neue und innovative Werbelösungen anzubieten, die besser sind als das, was der bisherige Platzhirsch anzubieten hatte.