Covid-19: Wirtschaft um jeden Preis?

Jade-Weser-Port

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Es ist kein Geheimnis. Ich halte die Lockerungen in Sachen Coronavirus für absolut verfrüht. Ich denke, das wir rein im Verhältnis zu den USA noch viel Glück hatten.

Gerade in München wurde kaum etwas unternommen, um Coronapartys zu verhindern – oder aufzulösen. Als Servicetechniker im Außendienst konnte ich nicht Zuhause bleiben. Und es ärgert mich jeden Tag, das ich ein hohes Maß an Sicherheitsvorschriften einhalte (für mich und für andere!), während andere leichtfertig die Ansteckung riskieren, oder andere hemmungslos anstecken.

Die Lockerungen sind das völlig falsche Signal. Die meisten haben doch in den letzten 8 Wochen nicht verstanden, warum sie Zuhause bleiben sollen. Und jetzt wird ihnen quasi alles wieder erlaubt. Ich warne vor einer zweiten großen Coronawelle in Deutschland.

Die Lockerungen wurden nicht beschlossen, weil wir die Krise gemeistert hätten. Die Lockerungen kommen, weil die Wirtschaft am Boden liegt. Aber liegt sie wirklich am Boden? Wie kann das sein, das ein so reiches Land wie Deutschland, nach zwei Monaten Krise angeblich am Boden liegt? Wie kann das sein, das Unternehmen, die Milliardengewinne einfahren, Staatshilfen brauchen?

Beispiel: Die Autohäuser waren nicht geschlossen. Sie wurden als Systemrelevant eingestuft. Trotzdem bekommen die Autobauer Hilfskredite und Wirtschaftshilfen in noch nicht bekannter Höhe. Mal ehrlich: Für den Mittelstand und den großen Unternehmen war die Krise absolut super. Sie haben viel Geld zu günstigsten Kreditbedingungen bekommen. Die Mitarbeiter wurden außerdem in großen Teilen vom Staat finanziert – ein weiteres Geldgeschenk.

Die Wirtschaft hat von Corona profitiert.

Natürlich. Es gibt auch Verlierer. Ganz klar. Je kleiner das Unternehmen, desto weniger interessant ist es für die Politik. Ob da jetzt eine Tankstelle dicht macht oder nicht, interessiert doch keinen. Die Friseure können sich Kredite nicht leisten, und machen lieber dicht. Ich denke auch, das zahlreiche Start-Ups das ganze nicht überlebt haben.

Sehen wir uns die kleinen Unternehmen doch mal an. Diese Ideenschmieden sind entweder kaputt, oder kämpfen ums überleben. Die Ideenfreien Unternehmen, die schon immer gemacht haben, was sie machen, werden weiter machen wie bisher. Sie müssen die neue Konkurrenz nicht fürchten. Einfach weil sie nicht mehr da ist, und auch keine Hilfskredite bekommen haben, weil die Banken die Hilfskredite auch verweigern konnten. Und genau das hat man gemacht: Unternehmen die man nicht wollte, hat man absichtlich kaputt gehen lassen. Ganz bewusst.

Und jetzt, nachdem die „Kleinen“ alle weg sind, fährt man den Laden wieder hoch, weil die Unternehmen jetzt doch Druck ausüben. Sie wollen die Hilfskredite jetzt auch ausgeben und investieren. Was bringen einem Milliardenkredite, wenn man sie jetzt nicht raushauen kann?

Richtig fatal ist das Verhalten der Bundesländer. Denn es herrscht Konkurrenz unter den Bundesländern. Wer zuerst öffnet, der bekommt einen Riesenansturm an Touristen. Die Menschen zahlen jeden Preis, um eine Woche mal andere vier Wände zu sehen. Ein Ferienhaus an der Ostsee kostet 1.600€ für 6 Nächte + Anfahrt + Selbstverpflegung. Zum Vergleich: 4Sterne Hotel mit Halbpension und Wellnessbereich kostet rund 1.200€ für 6 Nächte.

Wir machen also den Weg für die Wirtschaft frei, und laden das Coronavirus recht herzlich dazu ein, an der Wirtschaftsparty teil zu nehmen.

Hier gibt es das passende Bier dazu