Kommunalpolitik in Olching

Vor ungefähr einem Jahr hat sich bei mir jemand darüber beschwert, dass ich seit (ungefähr) 9 Jahren in Olching wohne, mich aber nicht für die Kommunalpolitik interessieren würde. Und das ginge ja mal gar nicht.

Ich kann dazu noch kurz vorausschicken, dass ich von 2001 bis 2003 in Schönkirchen gelebt habe. Das ist bei Plön. Plön ist bei Kiel. Und Kiel ist die Hauptstadt des Bundeslandes Schleswig-Holstein. Alles klar soweit?

Jedenfalls habe ich mich da mit Kommunalpolitik beschäftigt. Und es war schon eine tolle Sache. Ich war damals schon Mitglied der FDP. Eine Minderheit. Aber es war das Parteibuch, was mir am ehesten Zusagte.

Na, jedenfalls habe ich mir gedacht, dass der Mann recht haben könnte. Also bin ich in die FDP erneut eingetreten – nachdem ich sie einer Prüfung unterzogen hatte. Die FDP war immer noch die Partei der Vernunft. Und sonst wo findet man das heute nicht mehr – außer da.

Als ich von Schönkirchen nach Bayern gezogen bin, habe ich einen Cut gemacht. Und auch die FDP-Mitgliedschaft fand deshalb ein Ende. Es ging aber weniger um die FDP, sondern eher um mich selbst. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wenn man sich mit Olchingern unterhält, dann könnte man meinen, die meisten gehören in die Klappsmühle. Die Stadt möchte Gewerbe ansiedeln. Aber man möchte sich das Gewerbe aussuchen. Logistikunternehmen möchte man nicht, wegen des zunehmenden Verkehrsaufkommens. Dass die Transporter das Stadtgebiet nicht erreichen ist für Olchinger irrelevant. Es geht um das „dagegen sein“.

Produzierende Gewerbe will man auch nicht. Da fällt Müll an. Und außerdem hat man ein Verkehrsaufkommen, weil die Leute ja zur Arbeit fahren – und nicht laufen. Bürogebäude werden auch abgelehnt, da man keine Baufläche dafür hat. Bürogebäude müssten erstmal gebaut werden.

Dienstleistungsunternehmen haben in Olching keinen Platz – weil das so ist. Naja, also in Wirklichkeit fehlt die Infrastruktur dafür. Kaputte Straßen, maximal 6.000er Internetleitungen, …. außer man geht zur Telekom und ergibt sich dem Monopol dank der Stadt Olching.

Aber gut. Finden wir uns damit ab, dass Olching mit dem Thema „Wirtschaft“ nix am Hut hat. Vielleicht haben die andere Fähigkeiten. Zum Beispiel die Logik, dass man ein altes marodes Haus abreist, und dann ein neues baut. Das Olchinger Rathaus ist eine solche Beton-Ruine. Es wird aber Flickenschustrei betrieben, weil die Olchinger ein neues Rathaus ablehnen. Und da die Olchinger SPD um ihre Wähler fürchtet, wird das Uraltrathaus weiterhin teuer repariert. Und ein günstigerer Neubau kommt nicht in Frage.

Die Frage war ja in dem Zusammenhang auch, ob man das neue Rathaus nahe dem Bahnhof bauen sollte. In die sog. „Paulusgrube“. Ein Gelände das verwildert und über das seit über 10 Jahren gestritten wird, was damit am besten zu machen ist. Die Äußerung löste einen Sturm der Entrüstung aus. Olchingtypisch eben.

Aber vielleicht nehmen wir etwas, das die Olchinger weniger wichtig nehmen. Zum Beispiel, wenn einer sein Haus streichen möchte. Es gibt da einen, der hat nahe der Kirche sein Haus in einem schönen hellen grün gestrichen. Das ist toll – finden viele Olchinger.

Wofür die Olchinger kein Verständnis haben, ist die Stadtverwaltung. Die hat eine Vorgabe, dass im nahen Umkreis zur Kirche nur grau und weiß gestrichen werden darf. Das grüne Hause muss also grau oder weiß werden. Ein Welle des Zorns ging durch die Stadt.

Irgendwann hat einer festgestellt, dass diese Vorgabe darauf beruht, dass in der Vergangenheit so ein ähnlicher Fall schon mal war, welcher übrigens das gleiche Haus betroffen hat. (Der Besitzer mag farbenfrohe Anstriche) Und damals waren sich die Olchinger einig, dass ein buntes Haus nahe der Kirche nix zu suchen hat.

Heute ist es genau umgekehrt. Da werden Unterschriften gesammelt, da werden auf Facebook Diskussionen geführt, und so weiter. Aber der Bauausschuss hat ein Machtwort gesprochen: Das grüne Haus muss grau oder weiß werden. Basta!

Aber gut. Vielleicht nehmen wir uns eines Themas an, dass jedem auf den Nägeln brennen müsste. Der schlechte Straßenzustand in Olching. Wer wissen will, wie es in der DDR kurz nach der Wende aussah, der komme nach Olching.

Fakt ist: Die Straßen sind im Arsch. Reparaturen gibt es bestenfalls punktuell. Und so wird ab und zu mal mit Asphalt rumgekleckst. Und genau so siehts heute aus. Man möchte meinen, dass das ein wichtiges Thema ist. Bringe ich es zur Sprache, dann wird mir nahegelegt doch einfach weg zu ziehen. Die Lösung kaputter Straßen besteht darin, dass Nörgler wie ich wegziehen sollen. Super Olching!

Na gut. Ich gebe zu: Die Kreisstraßen die durch Olching gehen, darum soll sich auch der Kreis kümmern. Der Kreis Fürstenfeldbruck macht aber nichts – außer festzustellen, dass eine Reparatur unsinnig und eine Sanierung fällig ist. Passiert ist …. nix.

Gut. Vielleicht machen wir etwas mit Sinn, das nicht viel kostet. Zum Beispiel ein Zebrastreifen nahe dem Volksfestplatz bauen – der teuer saniert wurde, nachdem man es musste. Denn dort wurde Asbest im Erdreich gefunden. Und hier musste die Stadt handeln und konnte sich nicht rausmogeln wie sonst.

Aber auch das geht nicht. Weil eine Regel aus 2001 besagt, das mindestens 50 Menschen pro Stunde über die Straße gehen müssen, um den Bau eines Zebrastreifens zu rechtfertigen. Nicht lachen! Das ist so! Und genau darum wird der nicht gebaut.

Aber das ist nicht der erste Zebrastreifen, der in Olching nicht gebaut wird. Auf der Fürstenfeldbrucker Straße gibt es eine kleine Verkehrsinsel. Links und rechts davon gibt es keine sichere Überquerungsmöglichkeit für Fußgänger dieser viel befahrenen Kreisstraße. Erzählungen zufolge wollten Anwohner an dieser Stelle vor ungefähr 8 Jahren einen Zebrastreifen haben. Er wurde damit begründet, dass die Kinder sonst nicht sicher über die Straße kommen. Die Stadt hat es abgelehnt. Mit der Begründung, es handelt sich um eine Kreisstraße. Also ist Olching nicht zuständig. Auch dann nicht, wenn dafür Unterschriften gesammelt werden. Den Kreis Fürstenfeldbruck … hat das auch nicht interessiert.

Ich könnte weiter machen … aber es wäre zwecklos. Mein persönliches Fazit ist, dass es sich einfach nicht lohnt, in Olching Veränderungen oder Verbesserungen anzustoßen und sich dafür einzusetzen. Es macht einfach keinen Sinn, sich hier kommunalpolitisch zu engagieren. Was mich aber fasziniert, ist, dass in Olching trotzdem der Quadratmeter Baugrund über 600,-€ kostet. Olching ist damit auf Platz fünf der teuersten Städte Deutschlands (!). Und eines ist mal sicher: Wegen dem guten Internet, wegen guter Straßen, wegen eines schönen Rathauses, wegen der hohen Verkehrssicherheit, wegen guter und zukunftsorientierter Kommunalpolitik, …, …, kommen die nicht hierher.