Immer wieder kommt es vor – gefühlt in letzter Zeit häufiger – das mittlere und große IT-Unternehmen ihre App`s erst in den Appstore für Windows und Windows Phone einstellen, nur um dann einigen Monate später diese wieder aus dem Store zu entfernen.
Einige Unternehmen äußern sich nicht dazu. Andere geben gern „wirtschaftliche Gründe“ für ihr Handeln an. Oft hört man dann, man wolle sich auf „Android und Apple-Produkte konzentrieren“. Blödsinn.
Auf den ersten Blick erscheint das Argument, die Windows-Plattform sei unwirtschaftlich auch logisch. Windows Phones und Tablets haben auf dem Markt einen schweren Stand. Das ist nicht zu leugnen. Die Ursache dafür sind gewöhnlich unhaltbare Vorurteile. Aber das ist ein Blogbeitrag für sich.
Die Wirklichkeit sieht doch so aus: Die Appstores für Apple und Google (Android) haben schon längst eine maximale Nutzerzahl erreicht. Die Zuwächse der am meisten verbreitesten App`s in diesen Märkten dürften gering sein. Und jene App`s die nicht gerade durch sog. „In-App-Käufe“ leben, dürften auch die Umsätze wegbrechen.
Wer jetzt nach Jahren noch wachsen will, der muss sich neue Bereiche erschließen. Und dazu gehört zweifellos die Windows-Plattform. Die seit Jahren von Entwicklerstudios vernachlässigte Plattform bietet durchaus zahlungswilliges Kundenpotential.
Die Behauptung, man bediene diese Plattform „aus wirtschaftlichen Gründen nicht“, sollte sein BWL-Master abgeben. Der hat offensichtlich im entscheidenden Moment nicht aufgepasst.
Ich kann natürlich nicht für andere sprechen, aber ich kann sagen, weshalb ich nur für die Windows-Plattform entwickle.
Ein Grund ist jener, das ich einfach keine Zeit habe, die anderen Plattformen zu bedienen. Die Entwicklung von App`s – auch für kleinste Aufgaben – kostet viel Zeit. Und dann ist es auch noch so, das man für die gleiche Plattform mehrfach das gleiche Entwickeln muss. Beispiel: Windows Phone 8 und Windows Phone 8.1 sind zwei verschiedenen Dinge und für jedes muss eine eigene App her. Ich bediene Windows Phone 8 schon seit einem halben Jahr nicht mehr. Zu viel Aufwand.
Und jetzt muss man das gleiche nochmal für Android und Apple bereitstellen? Und jeweils für verschiedene Betriebssystemversionen? Da hat man ruckzuck 10 App`s die das gleiche machen – und (fast) separat entwickelt werden müssen.
Und dann wird ja gern behauptet, man brauche nur das eine in das andere portieren … stimmt nicht. Jeder Appstore hat seine eigenen Apprichtlinien und Vorschriften. Um eine Anpassung kommt man nicht herum. „Ich mach mal eben schnell ´ne App dafür“ ist eine Stammtischparole, die so rein gar nichts mit der Realität zu tun hat.
Ein ganz anderer Grund, warum Entwickler und ganze Softwareschmieden einer Plattform fern bleiben, sind die Nutzer selbst. Inzwischen ist es leider Alltag, das man beschimpft und bedroht wird. Die Dunkelziffer ist recht hoch fürchte. Ein spektakulärer Fall ist hier nachzulesen.
Die zunehmende Verrohung der Nutzer und die Aggressionen selbiger, die einem entgegen gebracht werden, sind weder gerechtfertigt, noch sinnvoll. Warum sollte sich ein Entwickler oder Entwicklerstudio eine dritte Plattform antun? Unter diesen Bedingungen? Nur um sich quasi noch mehr beschimpfen zu lassen? Sicher nicht!
Jede Plattform die ich nicht bediene, kann mich nicht bedrohen. So einfach ist das. Und die Appbewertungen zeigen da auch ein deutliches Bild – unabhängig von der Plattform. Oft verhasst und voller Aggressionen. Und ziemlich oft merkt man dem Nutzer das fehlende Organ im Kopf an.
Ich möchte zum Ende kommen. Deshalb: Es gibt viele Gründe eine Plattform zu meiden. Wirtschaftliche Gründe kann man dabei vorschieben. Aber der Wahrheit entspricht das nicht.