Verliert Google an Marktmacht?

Statistiken sind nur Zahlen, die je nach Interpretation das Aussagen, was man gerne möchte. Eine Differenzierung findet selten statt, weil dies das „selbst denken“ erfordert. Und so kann man jede Statistik vernichten und unglaubwürdig erscheinen lassen.

Dies gilt natürlich auch für die Statistiken, welche das Internet betreffen. Dennoch haben derzeit alle mir zur Verfügung stehende Statistiken eine große Gemeinsamkeit: Google hat signifikant an Boden verloren.

Es gab mal Zeiten, da kamen laut Statistiken rund 90% der User – mal mehr mal weniger – über Google. Damit war der „Suchmaschinengigant“ der Herrscher des Netzes. Google entschied über Erfolg und Misserfolg. Und genau aus diesem Grund tat man als Webdesigner alles, um Google zu gefallen.

Das hatte damals zur Folge, das der Großteil der Websites für Google optimiert wurde, und nicht für den Nutzer, der den Content „suchte“. Was die Nutzer stellenweise nur Sekunden auf der Website verweilen lies … aber das ist eine andere Geschichte.

Aber zurück zur Gegenwart. Wie hoch genau ist Googles Anteil in meiner Statistik? Der Anteil ist verhältnismäßig schwindend gering und liegt zwischen 15% und 20%. Das wirft natürlich sofort die Frage auf, wo die restlichen Internetnutzer herkommen.

Etwa 20% alle User kommen auf meine Websites über Verlinkungen auf anderen Websites. Bei ADHS-Zentrum beispielsweise sind es vorzugsweise Arztpraxen, Kultusministerien der Länder, Privatschulen, einige Selbsthilfegruppen, diverse ADHS-Foren, und ähnliches.

Rund 60% der Nutzer kommen auf meine Websites über die Direkteingabe, bzw. über die Favoritenfunktion ihres Browsers. Die Stammbesucher betragen also insgesamt den größten Anteil – statistisch betrachtet.

Ob das jetzt als Trendwende zu bezeichnen ist würde ich so pauschal nicht behaupten wollen. Es ist jedoch dahingehend interessant, das sich offenbar viele User sich einen Grundstock an Websites angelegt haben, aus denen sie ihre Informationen beziehen. Und Suchmaschinen wie Google dahingehend seltener befragt werden.

Das hat natürlich zur Folge, das es heute sehr viel schwieriger ist Neu-Besucher (bzw. neue Kunden) über Suchmaschinen zu sich zu führen. Alte – angeblich unnütze Strategien – sind offenbar heute wieder wichtig. Dazu gehört z.B. das Linkbuilding sowie die Kommunikation im ehemaligen Web 1.0 (Gästebücher, klassische Foren). Der Grund ist auch klar: Im Web 1.0 gibt es den Schutz der Anonymität. Im Web 2.0 habe ich das nicht, bzw. nur sehr eingeschränkt.

Social-Media (= Web 2.0) hingegen scheint statistisch betrachtet keine – bzw. nur eine winzig kleine – Rolle zu spielen. Jedenfalls taucht sie nicht in meinen Statistiken auf …

Aber um den Kreis zu schließen: Es handelt sich hierbei um die Interpretation von Daten einer Hand voll Websites. Und wer selbst denkt, der weiß auch, das sich diese wenigen spezifischen Fakten nicht auf das ganze Web übertragen lassen. Es handelt sich also eher um eine Stichprobe, die auch als solche zu bewerten ist.

Ob Google wirklich an Marktmacht verliert, kann letztlich nur Google beantworten.