Alles ist immer perfekt!

Unsere Welt wird immer perfekter. Inzwischen kommt es auf jedes Detail an. Freundlichkeit und Service ist auf dem Vormarsch. Aber zeitweise frage ich mich schon, wie weit das noch gehen wird.

Rufe ich beispielsweise bei einer Servicehotline an, sagen die meinen Namen drei mal in einem Satz. Ich bin mir absolut sicher meinen Namen zu kennen. Der muss mir nicht immer und immer wieder gesagt werden. Ich bin doch nicht blöd!

Wirklich komisch ist es aber, wenn ich an der Kasse zahlen will. In dem Moment, indem ich die EC-Karte überreiche, wird sie mir gar nicht mehr wie früher aus der Hand gerissen. Nein, heute ist man so zurückhaltend, das die Kassenkraft versucht die Karte kaum zu berühren. Das hilft mir aber nicht weiter, wenn ich es eilig habe. Und ich halte mich mit dem Bezahlprozess nicht so gerne auf.

Darum kaufe ich auch gerne im Internet ein. Klick, Klick, Klick. Gekauft, bezahlt, geliefert – ENDE. Da labert mich keiner voll mit „Danke Herr Tietgen für die Karte“. „Bitte noch eine Unterschrift Herr Tietgen.“ „Danke für ihren Einkauf Herr Tietgen.“ „Auf Wiedersehen Herr Tietgen.“ „Schönes Wochenende Herr Tietgen.“ „Kommen Sie bald wieder Herr Tietgen …“… verdammt ich weiß wie ich heiße!

*zefix*

Aber ich fürchte ich bin eine Ausnahme. Ich verschmähe den Kundenservice und die Höflichkeit der Mitarbeiter. Denn andere fangen an, mit dem Kassenheini zu plaudern. Da wird dann erzählt das „de Würscht san heid b´sonders guad“. Ja, das sind die gleichen wie letzte Woche. Die sind sogar zertifiziert, gewogen und vom Hund getestet! Natürlich sind die gut und jetzt WEITER DU ARSCH!

Aber nein. Nix da mit „weiter Du Arsch“. Denn dann fängt die an der Kasse an mit „das habe ich gestern auch gekauft. Die waren ja so gut“. Und weil das noch nicht reicht, wird dann noch darüber diskutiert, das man sich schon lange nur noch gesund ernährt und nur noch Biokost kauft und das man Massentierhaltung ablehnt und das man auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz achte … und packt bei dem gesülze die Dosenbohnen – haltbar bis Mai 2030 – in die Plastiktüte!

Alles klar. Fertig jetzt, oder was?

Nein, natürlich nicht. Denn jetzt kommts: Da wird die dann gefragt, ob die den Kassenzettel haben will. Und natürlich will die umweltbewusste Hausfrau den Kassenzettel haben. Sonst gibt’s ja nix zum wegschmeißen. Und zum Umtauschen der Dosenbohnen in fünf Jahren könnte der ja vielleicht doch noch mal nützlich werden. Immerhin geht’s da um 89 Cent zzgl. Metallrohstoff und Mehrwertsteuer!! Also besser aufheben!

So, jetzt aber los hier. Ich hab noch was vor!

Ne, geht immer noch nicht weiter. Da stellt die sich hin und fragt nach. Boah! Typisch Frau. Die labert bis alles zu spät ist! Die fragt nach, ob sie dieses nicht falsch gescannt hätte. Weil das ja klar ist. Früher falsch eingetippt, heute falsch eingescannt. Kassentyp „Nein Frau XXXX, das ist richtig so.“ Die dann „ja aber dann ist die Ware falsch ausgezeichnet“. Er wieder „Ja, Frau XXXXX, das überprüfen wir gerne nochmal für Sie ….“ und dann wird der Marktleiter gerufen, der sich persönlich darum kümmert, das die Frau zukünftig auch das richtige Preisschild sehen kann. Schulung vom Marktleiter für Dummies oder was?

Dann irgendwann komme ich dran. Was passiert? Klar die Kassenrolle ist zu ende weil jeder Depp seinen Kassenzettel mitnimmt. Nun, ich sollte dafür Verständnis haben. Wenn die Nudeln nicht schmecken, trage ich die auch immer zurück in den Laden, und lasse mir dort vom Marktleiter erklären wie man Nudeln richtig kocht. Achso, und mein Geld will ich wieder haben, weil ich kann ja nix dafür das ich nicht kochen kann. Da hätten die mir schon sagen müssen, was ich da – wie immer – falsch mache.

Jetzt ist Schluß! Unsere perfekte Welt wird zu perfekt. Sie wird nervtötend und ist vermutlich der Auslöser für das Burn-Out-Syndrom mit Schizophrenie als Nebenwirkung!

*zefix*