Die Internetwerbebranche fängt an zu zittern

Nun ist es bald soweit. Der Datenschutz hat sich durchgesetzt und wird sich immer weiter verbreiten. Dafür sorgen vor allem die Browserhersteller mit ihren Produkten wie dem Internet Explorer 9 und dem Firefox in seiner aktuellen Version. Beide verfügen schon längst über Schutzmechanismen, um sich nicht mehr ausspionieren zu lassen.

Doch in Europa weht demnächst ein anderer Wind. Sturmartig müssen Websites dahingehend geändert werden, das sie den Nutzer nicht mehr ungefragt ausspionieren können. Der Nutzer muss ab Ende Mai sein ausdrückliches „OK“ dazu geben. Dieses OK macht dann auch den Weg frei für Werbung. Denn Werbung ohne Userspionage gibt es fast nicht mehr. Jeder Anbieter will alles über den Nutzer ganz genau wissen. Nicht nur wo er herkommt, oder über welchen Partnerlink der Nutzer zu einem gefunden hat. Nein, die Datensammelwut schließt auch andere Sachen ein. Browserdaten, Browserverlauf, Betriebssystem und so weiter und so weiter. Der Nutzer ist heute im Web praktisch nackt, wenn er sich nicht dagegen zu wehren weiß. Fakt ist: Die wenigsten wissen, wie man sich im Web „anzieht“.

Lange Rede kurzer Sinn: Der Datenschutz im Web soll in der EU in nationales Recht umgewandelt werden. Damit dürfen Websitebetreiber die Nutzerdaten nur noch dann erheben, wenn der Nutzer dem ausdrücklich zugestimmt hat.

Aber es gibt ein weiteres Instrument, das dem User erlaubt, Herr über seine Daten zu bleiben. So bietet der Internet Explorer 9 einen Tracking-Schutz, der sehr gute Arbeit leistet. Der Firefox hat eine Funktion Namens „Do not Track“ an Bord. Damit meldet der Browser der aufgerufenen Website, das er bestimmte Aktionen quasi verweigert. Dazu gehört auch das Verfolgen des Nutzers.

Das W3C arbeitet derzeit ebenfalls an einer eigenen Datenschutzfunktion, auf die wir schon alle sehr gespannt sind.

Aber warum das alles? Nun, die Datensammelwut der Unternehmen hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Und inzwischen hat es Ausmaße erreicht, die weit über die nötigen Daten hinausgehen, um mit seinem Kunden abrechnen zu können. Und genau das stößt nicht nur dem Nutzer übel auf, sondern inzwischen auch der EU. Letztere hat eine Richtlinie erlassen, die dazu führt, das ab Ende Mai, keine Nutzerdaten mehr gesammelt werden dürfen.

Die Werbewirtschaft hat sich erst diese Woche zu den vielen Änderungen geäußert. Ganz vorne haben sich Facebook, Google und Yahoo gegen die neuen Datenschutzgesetze ausgesprochen. Auch die technischen Mittel wurden von ihnen kritisiert. Aber auch andere größere Unternehmen haben sich im gleichen Tenor dazu geäußert.

Insgesamt erklären die Werbetreibenden Unternehmen, das sich der extreme Datenschutz auf die Nutzer negativ auswirken wird. Sie führen an, das der User es gewohnt ist, im Netz alles kostenlos zu bekommen. Und dazu benötigt man eine werbefinanziertes Geschäftsmodell. Fällt dieses Weg, muss jeder Nutzer künftig für die Inhalte selbst bezahlen. Die Folge könnte sein, das viele Websites ersatzlos vom Markt verschwinden.

Gerade im letzten Punkt hat die Werbewirtschaft absolut recht. Es werden zahlreiche Websites kostenpflichtig – oder vom Markt verschwinden.

Doch am Ende hat es die Werbewirtschaft einfach mit ihrer Datensammelwut übertrieben. Und dies schreit geradezu nach einer Regulierung – gesetzlich wie technisch.