Zeitarbeit in Bedrängnis

Die Konjunktur springt nur holpernd an. Grund dafür ist der Mangel an Fachkräften. Der macht sich vor allem in der Zeitarbeit bemerkbar. Deutschlands Jobmotor kommt ins stottern. Da sind bundesweit mehrere tausend offene Stellen – meist für Facharbeiter – und keiner will die Jobs haben. Warum ist das so?

Der Vorwurf heute aus der Zeitarbeit: „Deutsche Arbeitnehmer sind faul.“ Eine Aussage die noch falscher kaum sein kann. Denn die meisten Arbeitslosen erhalten mehr Arbeitslosengeld, als wenn sie sich in der Zeitarbeitsbranche für Dumpinglöhne verheizen lassen.

Die Zeitarbeitsbranche reagiert auf die Dumpinglöhne inzwischen standardmäßig mit der folgenden Antwort: „Wer mehr Geld braucht als wir zahlen, dann gehen Sie doch zum Sozialamt. Die sind dafür da.“ Das soziale Netz wird von einer ganzen Branche mit Vorsatz ausgenutzt. Und der Gesetzgeber reagiert nicht. Zeitarbeitslobbyisten leisten hier ganze Arbeit. Die Ausbeutung wird also staatlich unterstützt.

Ganz schlaue Personaldisponenten verweisen auf die Tarifverträge des IGZ und des BZA. Dabei stellt man fest, dass das Einkommen nach Tarifvertrag nur ganz knapp über dem Existenzminimum liegt. Aber die Zeitarbeit ist der Meinung, man zahle nach Tarif – und das ist gut so.

Und tatsächlich kriegen die Zeitarbeiter seit dem 1. Juli mehr Geld. Die Summe ist im Centbereich und damit recht übersichtlich. Was der DGB, die IGZ und der BZA als Durchbruch in der Lohnfindung verteidigen, ist eine Sauerrei die ihres Gleichen sucht. Die Löhne bewegen sich nun zwischen 7,50€ und 10,16€ pro Stunde. Brutto versteht sich.

Zum Vergleich: Eine Putzfrau auf 400€-Basis fängt unter 12 Euro die Stunde nicht an. Ein Facharbeiter bekommt bei einer 40-Stunden Woche in Festanstellung etwa 2.400€ Brutto. Gelernte Fachkräfte mit Berufserfahrung sind in der Zeitarbeit also deutlich schlechter gestellt. Sie verdienen im Schnitt 1.000€ Brutto weniger als ihre festangestellten Kollegen.

Was die Zeitarbeit noch nicht verstanden hat, wissen die Arbeitnehmer jedoch schon längst. Die Konjunktur zieht an und sie schafft Arbeitsplätze. Und wenn keiner bei den Zeitarbeitsfirmen anfängt, dann können die Zeitarbeitsfirmen nicht liefern. Den Unternehmen wird also nichts anderes übrig bleiben, als selbst neue Mitarbeiter einzustellen, weil eine ganz Branche schlicht unfähig ist.

Mein Rat: Fangt nicht bei der Zeitarbeit an. Denn solange die Leute finden die sich ausnutzen lassen, so lange wird der Menschenhandel weitergehen.