DSL in Olching

DSL ist in Olching verfügbar. Schon länger. Als 1und1-Kunde war aber bei 6MBit/s Schluss. Technisch geht einfach nicht mehr. Heute geht mehr. Dank des Ausbaus der Telekom sind jetzt 100MBit/s möglich. Fast überall. Manchmal kommt etwas weniger an, was aber nicht so wild ist. Man könnte meinen, es läuft alles gut, und die Telekom hat einen wirklich guten Job gemacht.

Die Telekom hat einen guten Job gemacht. Wer in Olching mehr als 6MBit/s haben möchte oder braucht, der ist praktisch gezwungen, zur Telekom zu wechseln. Denn in Olching gibt es das „superschnelle Internet“ nur mittels Vectoring-Technik. Diese Technik verbietet aus technischen Gründen andere Internetanbieter. Aus genau diesem Grund bin ich zur Telekom gegangen. Nicht, weil ich die Telekom gut finde, sondern weil ich als Kunde keine Wahl habe. Ich wäre gern bei 1und1 geblieben.

Die Telekom hat sich hier in Olching – und bundesweit mit über 20 Millionen Anschlüssen – ihr altes Monopol zurückerobert. Denn überall wo Vectoring von der Telekom angeboten wird, haben andere Anbieter praktisch keine Chance. Die Telekom ist lediglich verpflichtet, unter gewissen Umständen die eigenen Anschlüsse an maximal einen Konkurrenten zu vermieten – zum Telekompreis versteht sich. Konkurrenz? Bitte lächeln.

Doch, ich bin froh, dass ich endlich einen schnelleren Anschluss habe. Ich weiß aber auch um die Kehrseite. Die bayrische Landesregierung stellt Mittel zur Verfügung, um den Netzausbau voran zu treiben. Löblich. Die bayrische CSU weiß um dem hohen Stellenwert einer funktionierenden Infrastruktur. Sie beweist das auch damit, dass als erklärtes Ziel eine flächendeckende Versorgung von 50MBit/s im Downstream und mindestens 2MBit/s im Upstream möglich sein muss. Jeder der darunter liegt, ist praktisch förderungswürdig.

In Olching hat man das Geld abgelehnt. Man hat sich für Vectoring und Telekom-Monopol entschieden. Der geförderte Ausbau hätte Olching auf den aktuellen Stand der Technik bringen können. Es wäre dann auch für mich möglich gewesen, bei 1und1 zu bleiben. Wir hätten Konkurrenz. Wir hätten Wahlfreiheit.

Das Telekom-Monopol hat große Auswirkungen auf Olching. Vielen ist gar nicht klar, dass sie aufgrund der jetzigen Monopol-Stellung der Telekom für ihr DSL zu viel bezahlen. Zum Vergleich:

Telekom

  • 50MBit/s = 44,90€ im Monat*

1und1

  • 50MBit/s = 29,99€ im Monat*

Unitymedia

  • 60MBit/s = 24,99€ im Monat*

* Preis von heute, dem 02.03.2016 / Tatsächlicher Preis nach Angebotsablauf

Warum heute hohe Internetverbindungen erforderlich sind, wird deutlich, wenn man sich mal vor Augen hält, was wir heute alles mit dem Internet machen. Natürlich werden jetzt viele sagen, dass für das normale Besuchen von Websites, für das tägliche E-Mail schreiben auch ein „langsames“ Internet reicht. Ich streite das gar nicht ab.

Aber jetzt muss sich jeder selbst fragen, ob er auch nur einen der folgenden Dienstleister nutzt: Amazon Prime, Netflix, Maxdome, Sky, TV-Paket der Telekom, Audible …. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass 6MBit/s einfach nicht ausreichen. All das sind sog. Cloud-Dienste, welche bis zu 5GB pro Film durch meine Internetleitung pressen müssen, wenn ich das will. Wenn ich nicht Telekom-Kunde bin, dann kann ich diese Dienste im Prinzip nicht nutzen.

Nutzen Sie vielleicht Dienste wie OneDrive, Dropbox, oder andere Cloudspeicher? Dann wissen Sie auch, wie lange ein Up- oder Download dauert, wenn Sie nicht Telekom-Kunde sind.

Aber das ist noch gar nicht alles. Wenn ich mir jetzt den Unternehmensbereich ansehe, der ohne cloudbasierte Dienste heute gar nicht mehr auskommt, kann ich sagen, dass Olching für den Klein- und Mittelstand uninteressant ist. Stellen Sie sich 50 Mitarbeiter vor, welche mit SAP oder Oracle arbeiten sollen. Geht nicht. Selbst eine Lösung mit 100MBit/s ist zu langsam für die Datenmassen pro Tag. Mit anderen Worten: Olching hat durch die mangelhafte Infrastruktur einen signifikanten Wettbewerbsnachteil. Internetdienstleister, die weder Verkehr noch Müll verursachen, wären in Olching wünschenswert – aber technisch nicht machbar.

Jetzt könnte man sagen, dass wir das Internet einfach ausbauen, einen Antrag beim Land Bayern stellen – und dann geht was. Nein, der Zug ist abgefahren. Warum? Die Telekom erfüllt bereits den Mindestmaßstab in Olching, den das Land Bayern anstrebt. Eine Förderung ist damit nicht mehr möglich.

Dass der Ausbau kommen muss, ist aber trotzdem klar. Während in Olching im Idealfall wirklich 100MBit/s im Downstream ankommen, sind in den ausgebauten Glasfasergebieten 400MBit/s möglich. Olching bleibt also auch durch die Telekom weiterhin Schlusslicht.

Die Telekom wird ihr Monopol so lange wie möglich verteidigen. Ein Ausbau rückt damit in weite Ferne. Möglicherweise wird der Ausbau nochmal 10 Jahre oder länger aufgeschoben. Wenn woanders bereits zwei Schritte gegangen wurden, fängt man in Olching an, über den Ausbau vielleicht nachzudenken. Und wenn es soweit ist, wird es keine Fördergelder mehr geben. Und dann wird es richtig teuer. Und richtig teuer, bezahlt schon heute der Olchinger Anschlussinhaber.

Aus meiner Sicht handeln der Bürgermeister (SPD) und der Stadtrat (überwiegend SPD und CSU) gegen die Interessen der Stadt Olching. Von einem Bürgermeister, der mitten im Leben steht, hätte ich mir mehr erwartet.

Nachtrag 04.03.2016

Es kam die Frage auf, warum wir so schnelles Internet brauchen. Die jetzigen Dienste funktionieren auch mit 50MBit/s. Dies ist natürlich richtig. Die Sache ist aber die, dass sich das Datenvolumen gerade im Bereich des Online-TVs in den kommenden Jahren stark erhöhen wird. Ein konkretes Beispiel sind Filme, die in 4k-Auflösung an den Kunden ausgeliefert werden sollen. Zum besseren Verständnis muss man wissen, dass ein solcher Film auf keine Blu-ray Disc passt, da diese einen maximalen Speicherplatz von 50GB aufweist. Ein Film in 4k-Auflösung ist … sehr sehr sehr weit darüber. Wir in Olching werden solche Filme die nächsten Jahrzehnte nicht nutzen können – obwohl dies der neue Standard sein wird.

Der Kauf eines 4k-fähigen TV im Olchinger Expert ist zwecklos, weil wir keine 4k-Filme streamen können. Ein zu schlechtes Internet wirkt sich also auch auf die lokale Wirtschaft aus. Und das ist jetzt nur ein kleines Beispiel.

Was auch hohe Geschwindigkeit erfordern wird, sind die neuen Techniken der „Virtual Reality“. Stichwort Microsoft Hololens (man sehe sich den Film an). Die Marktreife ist schon sehr weit fortgeschritten. Derzeit haben freie Entwickler das Development-Kit erhalten, um Software und Apps für Hololens zu entwickeln. Mit einer Markteinführung kann man schon im Jahr 2017 rechnen. Ein zu langsames Internet wird die Nutzung jedoch einschränken oder sogar unmöglich machen.

Klar, jetzt werden viele sagen „brauche ich nicht“. Aber das waren jetzt nur zwei Beispiele, die hier in sehr naher Zukunft nicht gehen werden. Es gibt noch viele weitere Beispiele. Und eines ist auch klar: Für unsere Kinder werden diese neue Techniken nur der Einstieg sein. Wenn unsere Kinder erwachsen sind, dann wird der Fortschritt einen sehr großen Sprung gemacht haben. Ich möchte damit sagen, dass wir heute die Basis für unsere Kinder legen müssen. Und genau das passiert in Olching einfach nicht.

Denke ich an mich selbst, dann bin ich auch ohne Internet groß geworden. Aber heute nutze ich das Internet jeden Tag. Unsere Kinder werden später sagen, dass sie die Möglichkeiten gar nicht hatten, weil die erforderliche Infrastruktur in Olching nicht vorhanden war.

Unser amtierender Bürgermeister sagte in einem Facebook-Thread, im Gewerbegebiet (ich nehmen an er meinte jenes an der B471) sei Glasfaserkabel verbaut worden. Ich kann das aktuell nicht nachprüfen, aber zwecks der Fairness möchte ich es nicht weglassen.