Von Verlagen, die die Welt nicht ändern wollen

Seit über einem Jahrzehnt versuchen Verlage ihren Content in das Internet zu kopieren. Nun gut, mit dem Content geht das auch. Keine Frage. Copy & Paste machte es möglich. Und weil das so einfach war, wollte man das eigene Geschäftsmodell gleich mit kopieren – was bis heute fruchtlos blieb.

Aber der Reihe nach. Verlage, insbesondere sind hier Presseerzeugnisse gemeint, haben es sich ganz einfach vorgestellt. So bringen ihren Content ins Netz und verdienen Geld durch Werbung. Das war einfach, bequem und billig. Noch billiger wurde es, als man für den eigenen Webauftritt auf kostenlose Open-Source Software zurückgreifen konnte. Die Kosten konnten außerdem nochmal gesenkt werden, als man Werbeagenturen beauftragte, die Werbeplätze zu vermarkten. Außerdem konnte man auf Spionagetools zurückgreifen, welche es erlauben, den Nutzer auszuspionieren. Der Einstieg in den Datenhandel folgte. Man optimierte den eigenen Webauftritt stets für Google und weniger für den Menschen. Alles wurde immer einfacher und billiger. Selbst die Inhalte wurden immer billiger ….

Womit die Presseverlage nicht gerechnet haben, war, dass das Internet und seine Nutzer sich weiter entwickelten. Da gab es ehrgeizige Projekte, die das Netz kurz- mittel- oder langfristig beeinflussten. Die Presseverlage jedoch weigerten sich stets ihre Hausaufgaben zu machen. Es gab keine neuen Einnahmequellen, keine neuen oder wenigstens angepasste Konzepte, keine Beobachtung der Netzgemeinde, keine kritische Selbstreflektion ….. nichts passierte. Jahrelang.

Inzwischen kann man beobachten, das der Pressemarkt sich selbst ausdünnt. Seit etwa vier Jahren kann man ein Sterben von Unternehmen feststellen, welche mit Presseerzeugnissen Geld verdienen – wollten.

Weil die Konzepte aus Printmedien nicht ins Web übertragbar sind, müssen nun immer wieder Mitarbeiter entlassen werden, damit man Kostendeckend arbeiten kann. Andere geben gleich ganz auf und schließen.

In der Verzweiflung ruft man die Politik zu Hilfe. Diese soll jetzt eine neue Einnahmequelle per Gesetz erschließen. Das war dann die Geburtsstunde des Leistungsschutzrechts. Das Gesetz richtet sich im Kern gegen Google – für die man stets die eigene Website optimierte. Denn die Verlage wollten Google Geld für Snippets abknöpfen.

Es handelt sich bei Snippets um Textausschnitte, die einen Artikel anreißen. Nichts großes, aber Google sollte dafür bezahlen, das Google Nutzer auf die Websites der Verlage leitete. Nein, es ist kein Denk- Schreib- oder Grammatikfehler …. sondern es ist so.

Es wurde eigens eine Firma gegründet, welche viele große Verlage gegenüber Google vertreten sollte. Die VG-Media entstand. Die Firma drohte im Namen der Verlage: Google müsse bezahlen. Google sagte sinngemäß „Nö, ich zahl nicht. Lieber benutze ich eure Snippets nicht mehr“. Die Besuchszahlen brachen bei jedem ein, der Google keine Erlaubnis erteilt hatte.

Infolge dessen erteilten die Verlage Google schließlich die Erlaubnis, die Snippets kostenlos zu nutzen. Zwar auf Widerruf, aber bis jetzt wurde nichts widerrufen.

Das Leistungsschutzrecht, um das lange und viel gestritten wurde, hat überhaupt keinen Effekt. Das Gesetz streichen wäre richtig.

Die Verlage weigern sich weiterhin ihre Hausaufgaben zu machen. Und das Absterben wird weitergehen. Ironischerweise ist das gar nicht so schlecht. Denn so bekommt der Qualitätsjournalismus fruchtbaren Boden und sinkende Konkurrenz. Schlussendlich ist die grenzenlose Inkompetenz der breiten Medienmasse ein Gewinn für alle.

Google nutzt hier übrigens nicht seine Marktmacht aus. Denn Google kann nicht dafür haftbar gemacht werden, wenn Verlage lernresistent sind. Es gibt noch andere Wege und Konzepte. Es gibt ausreichend Möglichkeiten, ohne Google zum Ziel zu kommen.

Ich mache es ohne Google Snippets …. aber Google will mich auch nicht …. WEIL ich andere Wege gehe.