Zeitarbeit hat keine Ahnung von nichts?

Ich würde mich selbst durchaus als jemanden bezeichnen, der gerne provoziert. Aber wirklich provozieren kann nur der, der auch Ahnung vom Thema hat. Alles andere ist ein faules „ich habe gehört …“. Doch gerade das Thema Zeitarbeit gehört zu den Dingen, bei denen „nur davon gehört“ einfach nicht reicht.

Ich war selbst rund sieben Jahre Zeitarbeiter. Und die letzten 2,5 Jahre habe ich mich sehr intensiv mit dem Thema befasst. Über das „nur davon gehört“ bin ich also weit hinaus.

In den letzten Wochen hatte ich Gelegenheiten, die sog. „Personaldienstleistungskaufleute“ an ihre Grenzen zu bringen. Ich fühlte ihnen auf den Zahn. Das Ergebnis war ernüchternd.

Basierend auf Gesprächen über Twitter habe ich mir „Opfer“ gesucht, die Arbeitgeber aus der Zeitarbeit sein könnten – bzw. ich wusste über andere Wege das dem so war. Keiner meiner „Opfer“ war imstande, mich von meinem gespielten Hass auf die Zeitarbeit ab zu bringen. Und obwohl ich jedes mal schon eine Hilfestellung in meinem Tweet verbaute, wussten die PDKler nichts damit anzufangen.

Ich selbst habe es mir sehr einfach gemacht. Ich habe mit Verallgemeinerungen um mich geworfen. Undifferenzierte Vorwürfe, Feststellungen und plumpe Behauptungen. Interessanterweise bekam ich von den Personalern genau das gleiche zurück. Es gab überhaupt keine versuche, mich aus der Reserve zu locken.

Natürlich habe ich niemanden belästigt. Ich habe nur einen Tweet gesendet, und die PDKler haben „brav“ immer weiter darauf geantwortet … teilweise war es ein lustiger Zeitvertreib.

Beispiel 1:

PDK: Niemand muss in der Zeitarbeit arbeiten, wenn er nicht will.

Ich: Die meisten werden dazu gezwungen in die Zeitarbeit zu gehen. (Hartz 4)

 

Beispiel 2:

PDK: Wir zahlen Mindestlöhne und haben Tarifverträge

Ich: Die ZA wird jährlich mit 500 Mio € subventioniert und das Einkommen reich hinten und vorne nicht.

 

Beispiel 3:

PDK: Wir haben einen Ethik-Kodex und die Zeitarbeitsfirmen werden staatlich kontrolliert

Ich: Ethik in der Zeitarbeit? *lol* Und es gibt vom Arbeitsamt nur knapp 100 Stellen um über 17.000 Zeitarbeitsfirmen zu kontrollieren …

 

Die Branche der Arbeitnehmerüberlassung behauptet stets, das sie Profis seien … Tatsache ist, das die meisten blutige Anfänger sind. Sie können noch nicht mal mit plumpen Anschuldigungen und Behauptungen so professionell umgehen, wie ich es erwartet hätte.

Sie haben versagt … ich war überrascht.

 

Ein Profi reagiert anders

Einer hat mir besonders leid getan. Den habe ich eigens über Xing angeschrieben, und ihm einen Tip gegeben, wie er das Ruder für sich nochmal rumreißen könnte. Aber er lehnte ab, und erklärte mir, ich müsse ihm nichts erklären – er weiß schon alles …

Insgesamt hätte ich erwartet wie z.B.:

… in unserer Firma haben wir keinen Aufstocker, wir zahlen Übertariflich …

… bei der Lohnabrechnung gilt bei uns das vier-Augen-Prinzip …

… Arbeitnehmer die gezwungen werden bringen uns nichts. Die schicken eine Krankmeldung und sind uns dann gleich wieder los …

… wir halten uns an den Ethik-Kodex, weil er über Tarifvertrag und Gesetz hinausgeht …

… ich würde Ihnen gern zeigen, das wir anders sind, kommen Sie doch vorbei, ich zeige es ihnen gerne …

Aber nein. Keiner hat Wert darauf gelegt, sich selbst als bester Arbeitgeber der Branche vorzustellen. Niemand war gewillt, die Person persönlich kennen zu lernen – und vielleicht sogar einzustellen.

Die Zeitarbeitsbranche wandelt vollkommen planlos durch das Web 2.0 und hat keine Ahnung, was sie damit anfangen soll oder kann.

Sie können nur die faden allgemeinen Behauptungen wiedergeben, die sie fleißig in irgendwelchen Schulungen auswendig geübt haben. Aber mehr als singen, klatschen und tanzen hat von denen kaum einer gehabt.

Sie haben jedoch etwas anderes unter Beweis gestellt: Ahnungslosigkeit, grenzenlose Arroganz, unqualifiziert für den Job des Personaldienstleisters, nachplappern und vorplappern, frei vom eigenständigen Denken, …